Jörg Bernstein (FDP): 

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Allein der Blick in die Altersstruktur unserer Lehrerkollegien zeigt zumindest, dass der Ansatz des Antrags durchaus berechtigt ist. Das will ich erst einmal zugestehen.

Die Zahlen, die aktuell verfügbar waren, sind für das Schuljahr 2022/2023. Da hatten waren in der Altersgruppe 55 bis unter 60 über alle Schulformen hinweg 25 % der Lehrkräfte, in der Altersgruppe 60 bis 65 waren es 17 %, also offensichtlich auch die 600, die Kollege Lippmann ansprach, und in der Altersgruppe 65+ sind noch 138 Lehrkräfte im Schuldienst, also 1 %. Wie gesagt, das Problem ist durchaus vorhanden, und es muss gelöst werden.

Aber das mit Geld zu lösen, halte ich für den völlig falschen Ansatz. Das sage ich auch als Lehrer. Herr Kollege Tillschneider, vielleicht hätten Sie sich einmal mit deutschen Lehrkräften speziell aus Sachsen-Anhalt unterhalten und nicht unbedingt amerikanische Studien zitieren sollen. Das soll jetzt nicht von oben herab klingen, sondern einfach als praktischer Hinweis.

Warum sage ich das? - Wenn Kollegen mit 63 in Rente oder als Beamte in den Ruhestand gehen, dann tun sie das nicht, weil sie sich noch sehr viel im Leben vornehmen, natürlich machen sie das, aber sie haben im Regelfall wirklich - ich sage es einmal so - die Nase voll vom Schulsystem. Sie sind am Ende, sowohl psychisch als auch physisch. Sie nehmen mit dem vorzeitigen Ruhestandseintritt ganz gewaltige Abstriche bei ihren Bezügen für den Ruhestand in Kauf. Jetzt passt das irgendwie für mich von der Logik her nicht dazu, dass ich sage, ich gebe dir noch extra Geld, und dann machst du länger.

Was für mich ein Ansatz wäre - darüber habe ich mit vielen Kollegen diskutiert, auch zu Hause mit meiner Frau, die ebenfalls Lehrerin ist  , ist: Da sind Punkte, wo man sagen muss, wir müssen unsere älteren Kollegen auf Händen tragen.

Die Schulleitungen müssen sensibilisiert werden. Dabei geht um ganz einfache praktische Sachen: Wie plane ich den Lehrereinsatz über die Woche? Der Einsatzplan muss so praktikabel sein, dass ich nicht meine Pflichtstunden, die ich abzuleisten haben, an vier Tagen in der Woche ableiste oder an drei Tagen hintereinander, manchmal mit einer Freistunde, acht Stunden Unterricht zu erteilen habe. Das geht wirklich an die Kräfte. Das kann man sich durchaus auch einmal zu Gemüte führen.

Was habe ich mir noch so notiert? - Auf die ganzen Maßnahmen, die es gibt, haben Frau Ministerin und Frau Kollegin Pähle bereits hingewiesen. Kollege Lippmann hat darauf hingewiesen, dass es eine Lösung wäre, Stundenermäßigungen zu gewähren, ohne dass ich in Teilzeit gehe, weil ich dadurch indirekt eine gewisse Lohnerhöhung habe.

Das gab es früher auch in anderen Bereichen. Ich erinnere mich daran: Als junger Lehrling in einem Schwermaschinenbauunternehmen. Dort wurden die älteren Kollegen nicht mit den schwersten Arbeiten betraut, sondern das waren die Kollegen    

(Guido Heuer, CDU: Das war noch ein Kombinat!)

- Das war damals das Schwermaschinenbau-Kombinat „Ernst Thälmann“.

(Guido Heuer, CDU: Sag ich doch!)

- Da hast du vollkommen recht, Guido.


Präsident Dr. Gunnar Schellenberger:

Herr Bernstein!


Jörg Bernstein (FDP):

Ich komme zum Ende. - Wie gesagt: Wir sehen den Sinn in diesem Antrag nicht und werden ihn ablehnen. - Danke.