Lothar Waehler (AfD): 

Danke schön, Frau Präsidentin. - Ich fange gleich mit Herrn Thomas an. Sie haben mir nicht richtig zugehört. Im Endeffekt ist es so: Wir haben vier Praktika in einem Jahr vorgeschlagen. Die Leute sollen sich probieren. Es geht darum - wie Sie es schon gesagt haben  : Wenn es einem nicht liegt, Kfz-Schlosser zu werden oder Fliesenleger oder Fleischer oder was weiß ich, dann geht man eben in den nächsten Handwerksbetrieb. Genau das ist der Sinn dieses Unterfangens, das die Lübecker Kollegen in die Wege geleitet haben. Es ist also nicht ganz so, wie Sie es jetzt gesagt haben. 

Ich möchte auch noch etwas Grundsätzliches dazu sagen. All das ist ein Vorschlag - ein Vorschlag!  , der erst einmal im Ausschuss zur Debatte gestellt werden sollte. 

(Florian Schröder, AfD: Richtig!)

So wollten wir das machen. Ob wir das dann genau so machen oder noch ein bisschen verändern oder was weiß ich - das kann doch durchaus gemacht werden. Es ist auch noch die Frage, wie man so etwas modifiziert. 

Jetzt geht es immer darum: Wenn wir etwas sagen, dann will man uns immer auf irgendeine Zahl festnageln, auf Geld. Dann soll gleich gesagt werden, wie viel es kostet. 

(Rüdiger Erben, SPD: Man muss aber eine Idee haben! - Zuruf von Sebastian Striegel, GRÜNE)

- Mensch, halten Sie sich geschlossen! 

(Zustimmung von Christian Hecht, AfD)

Das ist wirklich eine Sache, die ich überhaupt nicht verstehe. Warum sollen wir gleich sagen, was etwas kostet? Die Kollegen in Lübeck haben doch erst angefangen, das wissen wir doch. 

Dann muss ich noch etwas zu Ihrem Vorschlag mit den Meisterprämien usw. sagen. Es geht jetzt darum, Ausbildungsmöglichkeiten für die jungen Menschen zu schaffen. Bevor man einen Meister macht, muss man erst einmal einen Gesellen haben. Die Gesellen muss man erst einmal ausbilden. Genau darum geht es. Meisterjahre hin oder her. Die zu qualifizieren, ist ja gut und schön, das ist alles richtig, darin gebe ich Ihnen recht. Das ist auch wirklich ein guter Ansatz für die Leute, die das dann machen wollen. Aber erst kommt der Geselle und dann der Meister. Deswegen ist der Ansatz meiner Ansicht nach     Auch der Minister ritt ständig auf dem Meister herum. Es ist ja schön, dass das so ist, das finde ich alles ganz toll. Aber erst kommt der Geselle und der Geselle muss erst einmal gefunden werden. 

Aber die jungen Leute ticken momentan anders. Das wollte ich damit sagen. Die wissen nicht, was sie machen wollen. Also muss man sie hernehmen und muss sie     

(Minister Sven Schulze: Trauen Sie den jungen Leuten doch mal was zu!)

- Herr Minister, wenn wir das so machen, wie Sie das gesagt haben - die sollen sich in der Schule entscheiden  , wissen Sie, was wir dann wieder machen müssen? - Dann gehen wir zurück in DDR-Zeiten und fangen wir mit UTP und ESP an. Aber sicher, genau so wird es dann. 

(Zustimmung bei der CDU und bei der Linken)

Das ist die Endkonsequenz.

(Zuruf von der Linken: Ja! - Genau!) 

- Doch, doch, doch, genau das ist es. 

(Matthias Lieschke, AfD: Das haben sie schon abgelehnt! - Minister Sven Schulze: Sie trauen unserer Jugend nichts zu!)

- Ich traue unseren Jugendlichen viel zu. Aber es ist doch wirklich so, man muss doch erst einmal die Möglichkeiten ausloten, die es momentan gibt. Und die Jugendlichen ticken momentan anders. 

Jetzt noch etwas ganz anderes. Ich war auf einer Bildungsreise mit unserer Innung in Irland. Dort funktioniert genau dieses Prinzip, von dem wir sprechen, nämlich dass die Leute sich während der Ausbildung umorientieren können, seit vielen, vielen Jahren. Wenn ihnen der Klempner nicht passt - wir waren dort damals bei den Klempnerbetrieben  , können sie das einfach sagen und machen dann etwas anderes. So einfach ist das. Das funktioniert in Irland. Warum soll es denn in Deutschland nicht funktionieren? Man kann es doch wenigstens einmal ausprobieren. 

Letztendlich ist die Frage doch wirklich, ob wir irgendetwas in die Wege leiten, damit die Betriebe junge Leute zugeführt bekommen, 

(Olaf Meister, GRÜNE: Oh! - Zuruf von Cornelia Lüddemann, GRÜNE) 

die willens sind, irgendwie zu arbeiten und in ihrem Betrieb oder ihrem Beruf dann irgendetwas zu machen. Darum geht es doch, um nichts weiter. Ich verstehe überhaupt nicht, dass Sie das dann mit irgendwelchen anderen Anträgen wieder umschreiben wollen. Es ist alles richtig, aber dieser unser Antrag und die Sache von den Kollegen in Lübeck sind einfach nur gut. 


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding: 

Herr Waehler, kommen Sie bitte zum Schluss. Es gibt eine Nachfrage, sodass Sie dann ggf. noch weiterreden könnten, 


Lothar Waehler (AfD): 

Okay, dann rede ich dann weiter. Wer hat eine Nachfrage? 


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding: 

wenn Sie die Nachfrage zulassen, und zwar von Herrn Heuer. 


Lothar Waehler (AfD): 

Selbstverständlich.


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding: 

Bitte, Herr Heuer. 


Guido Heuer (CDU): 

Sehr geehrter Kollege Waehler, warum eine Meisterprämie? - Weil die Meister ausbilden. Die Meister brauchen wir für Unternehmensübernahmen. 

(Zustimmung bei der CDU und bei der FDP)

Das sind doch die beiden Hauptgründe dafür. 

(Frank Otto Lizureck, AfD: Ohne Gesellen keine Meister!)

Und wir haben die Praktikumsgutscheine, damit Jugendliche sich ausprobieren können. Aber eines ist doch auch klar: Die Jugendlichen müssen sich irgendwann entscheiden. Dazu haben wir jetzt die Frage: Haben Sie zur Kenntnis genommen, wie die Kammern zur Meistergründerprämie und zum Praktikumsgutschein stehen? 


Lothar Waehler (AfD): 

Darf ich? - Lieber Kollege Heuer, 

(Zuruf von der AfD: Ah!) 

alles, was Sie jetzt gesagt haben, war doch richtig. Wir stehen auch dazu. Das sind doch gute Vorschläge. Aber noch einmal: Wir müssen, bevor wir Meister ausbilden, erst einmal Gesellen haben. Ich finde Ihre Ideen nicht schlecht, ich finde sie gut, wunderbar, aber Sie müssen erst einmal Leute finden, die einen Beruf ergreifen. 

(Guido Heuer, CDU: Dazu brauche ich aber Meister, die sie ausbilden! - Olaf Meister, GRÜNE: Richtig!)

- Ja, aber das ist wie mit dem Huhn und dem Ei. 

(Lachen und Beifall bei der AfD - Guido Kosmehl, FDP: Die heben den Meistzwang einfach auf, dann ist das auch egal!)

Und worüber wollen wir jetzt beraten? Ich muss einmal ganz ehrlich sagen     

(Unruhe)

- Ihr könnt euch auch weiter unterhalten, das ist mir egal; dann gehe ich wieder. - Also, wie gesagt, die Idee ist total gut. Wir haben hier einen Vorschlag gemacht. Es ist ein Vorschlag. Es ist eine Möglichkeit. Ich sehe das immer wieder: Ihr wollt die Möglichkeit einfach nicht ergreifen, weil sie von uns ist. 

(Guido Kosmehl, FDP: Nein! - Ulrich Siegmund, AfD: Ah! - Lachen bei der AfD)

- Doch, das ist ganz einfach so. 

(Beifall bei der AfD)

Es ist einfach so. Die Idee kam nicht einmal von uns, aber wir haben sie jetzt aufgegriffen. 

(Guido Kosmehl, FDP: Das sagen andere politische Parteien in Deutschland auch! Das ist ja nicht nur die AfD!)


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding: 

Jetzt können wir zur Abstimmung über diesen Antrag kommen. Ich glaube, das ist jetzt gesagt worden. Insbesondere Sie, Herr Waehler, haben eine Überweisung in den Ausschuss für Wirtschaft und Tourismus beantragt. 


Lothar Waehler (AfD): 

Ja.


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding: 

Dann können wir jetzt in die Abstimmung eintreten. 


Lothar Waehler (AfD): 

Vielen Dank, Frau Präsidentin. 


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding: 

Herr Waehler, vielen Dank. 

(Beifall bei der AfD)