Dr. Hans-Thomas Tillschneider (AfD): 

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Sachsen-Anhalt belegt laut Bertelsmann Stiftung in Sachen inklusives Schulsystem bundesweit den letzten Platz. Während alle anderen Bundesländer dem Inklusionswahn huldigen und sich von falschen Auslegungen der UN-Behindertenrechtskonvention treiben lassen, ist Sachsen-Anhalt das kleine gallische Dorf, das Widerstand leistet gegen den Siegeszug dieser Wahnidee. Werte Kollegen, das ist nichts zum Kritisieren, darauf können wir stolz sein;

(Beifall bei der AfD)

denn Inklusion ist nichts, was gefördert und vorangetrieben gehört. Die Inklusion beruht auf der Fehlannahme, es sei das Beste, behinderte Kinder zusammen mit nichtbehinderten Kindern zu unterrichten. Diese Idee steht im Kontext der verlogenen Vielfaltsideologie, die vorgaukelt, durch die Abschaffung von Differenzierungen und Gruppierungen würde Vielfalt gefördert. Aber das ist falsch. Durch die Abschaffung von Differenzierungen und Gruppierungen wird keine Vielfalt gefördert, sondern Einfalt und - so hat es den Anschein - mitunter auch Einfältigkeit. 

(Zustimmung bei der AfD)

Wie soll man denn individuell fördern können, wenn alle Kinder unabhängig von ihrem geistigen Leistungsvermögen in ein und derselben Klasse unterrichtet werden? Das ist doch ein Widerspruch in sich. Die besten Ergebnisse und das Maximum dessen, was an individueller Förderung überhaupt möglich ist, erreicht man nur durch ein leistungsdifferenziertes, dreigliedriges Schulsystem aus Hauptschule, Realschule und Gymnasium und, daneben, starken Förderschulen für alle Formen der Behinderung, die eine Teilnahme am normalen Unterricht ausschließen. 

Dass die Regelschulen so umgebaut werden sollten, dass geistig normal begabte Kinder im Rollstuhl den Klassenraum erreichen und am Unterricht teilnehmen können, versteht sich doch von selbst. Auch bei Hör- und Sehbehinderungen sollte, soweit es technische Hilfsmittel erlauben, ein gemeinsamer Unterricht angestrebt werden. 

Aber wenn das nicht geht und vor allem, wenn eine geistige Behinderung vorliegt, kann und darf es keinen gemeinsamen Unterricht mit normal begabten Kindern geben, weil dann kein einheitliches Klassenlerntempo vorgegeben werden kann, ohne die einen zu überfordern oder die anderen zu unterfordern, was einen produktiven Unterricht unmöglich macht. Deshalb sind alle Versuche, die Förderschule als Institution aufzuheben und die Schüler in die Regelschulen zu integrieren, falsch. 

Besonders schädlich ist die Forderung Nr. 3 in Ihrem Antrag, den Studiengang Lehramt Förderpädagogik und den Studiengang Lehramt Grundschule in einem Studiengang Lehramt Primarstufe aufzuheben. Ähnlich wie die Linken, die, um das Gymnasium abzuschaffen, erst einmal den Gymnasiallehrer abschaffen wollen, wollen Sie jetzt, um die Förderschulen abzuschaffen, erst einmal den Förderschullehrer abschaffen. Das ist der falsche Weg. 

Wir sollten das Lehramt Förderschule nicht abschaffen, sondern, im Gegenteil, noch weiter ausdifferenzieren. Wenn man in Halle Lehramt an Förderschulen studiert, wählt man derzeit im Laufe des Studiums eine Zweierkombination aus folgenden förderpädagogischen Fachrichtungen: Geistigbehindertenpädagogik, Lernbehindertenpädagogik, Verhaltensgestörtenpädagogik, Sprachbehindertenpädagogik und Körperbehindertenpädagogik. Besser wäre es, wenn wir stattdessen in diesen Fachrichtungen ganz eigene Lehramtsstudiengänge anbieten würden, also kein Studiengang Lehramt an Förderschulen mit mehreren Schwerpunkten, sondern ein Studiengang speziell für Geistigbehindertenpädagogik, in dem sich die Studenten noch intensiver mit den ganz besonderen Bedürfnissen geistig Behinderter befassen und so solche Kinder später besser fördern können. Genauso sollte es einen Studiengang Verhaltensgestörtenpädagogik, einen Studiengang Sprachbehindertenpädagogik usw. usf. geben. 

Um eine optimale Förderung der Betroffenen zu erreichen, wäre das der richtige Weg. Nicht Inklusion, nicht weniger Differenzierung, sondern mehr Differenzierung ist die Lösung. - Vielen Dank.

(Beifall bei der AfD)


Präsident Dr. Gunnar Schellenberger: 

Danke, Herr Tillschneider.