Tobias Krull (CDU):

Sehr geehrte Frau Landtagspräsidentin! Die Selbstanmaßung, die wir heute bei Dr. Tillschneider erlebt haben mit der Aussage „Gott ist mit der AfD“ - es tut mir leid - kann ich nicht mehr ernstnehmen. Das ist ein absoluter Affront für alle Christinnen und Christen.

(Beifall bei der CDU - Zustimmung bei der SPD und bei den GRÜNEN - Oh! bei der AfD - Zuruf von der AfD: Christinnen und Christen!)

Über die Eröffnungsfeier von Olympia 2024 darf und muss man diskutieren - über die etwas peinliche Verwechslung zwischen den Flaggen Nord- und Südkoreas

(Lachen)

oder darüber, ob es so sinnvoll war, dass die Athleten auf Booten und Schiffen unterwegs waren und damit ein Austausch zwischen den Sportlerinnen und Sportlern eigentlich nicht möglich war, wie das so in der gewohnten Art und Weise war. Auch das ist diskussionsfähig. Das hat man dann bei der Abschlussfeier etwas besser gestaltet.

Aber der größte Aufreger, ja, das war der Auftritt auf einer Seine-Brücke. Ich gebe zu, im ersten Moment dachte ich auch, es wäre eine Version des letzten Abendmals. Der Regisseur hat relativ schnell eine Aufklärung gegeben. Aber aus meiner Sicht müssten die Veranstalter selbstkritisch feststellen, dass an dieser Stelle nicht genug Sensibilität gezeigt worden ist; denn hier wurden aus meiner Sicht christlich-jüdische Bilder deutlich adaptiert. Hierbei hätte man mehr Sensibilität zeigen müssen.

Auf das Referenzwerk das „Fest der Götter“, wurde an dieser Stelle bereits verwiesen. Ich will die künstlerische Strahlkraft dieses Werkes auf keinen Fall negieren, aber, ich glaube, der Bekanntheitsgrad dieses Werkes ist gegenüber dem „letzten Abendmahl“ etwas geringer. Die Veranstalter haben schnell reagiert. Sie haben eine Entschuldigung ausgesprochen. Aber wenn von uns und von anderen Organisationen zu Recht immer Sensibilität verlangt wird, dann ist auch bei solchen Ereignissen Sensibilität gegenüber den religiösen Gefühlen, in dem Fall von Christinnen und Christen, zu zeigen.

Wenn das der Inhalt Ihres Antrages wäre, dann könnte man darüber diskutieren. Aber schon allein der Titel macht deutlich, um was es Ihnen geht. Queere Propaganda - was soll sich dahinter eigentlich verbergen? Ich weiß, Sie haben Probleme mit anderen Formen der Sexualität, die nicht heterosexuell sind. Aber dass es nun einmal Menschen gibt, die nicht heterosexuell sind, das gehört zu faktischen und biologischen Tatsachen.

(Zurufe von Nadine Koppehel, AfD, und von Florian Schröder, AfD)

Das Negieren wird daran nichts ändern. Wenn Ihre Kollegen einen Vorschlag für den Magdeburger Stadtrat damit begründen, der Betreffende sei Homosexueller und Bundeswehrreserveoffizier, dann sollten Sie sich vielleicht einmal darüber Gedanken machen, wann Sie dieses Argument bringen und wann nicht.

Zu den obersten Prinzipien der Olympischen Spiele gehört es, unabhängig von Religion, politischer Ansicht und Herkunftsland der Sportlerinnen und Sportler, sich sportlich zu messen. Dazu gehören Siege, aber genauso der Umgang mit Niederlagen. Hier wird versucht, mit billigster Polemik und mit dem Appell an die niedrigsten menschlichen Instinkte, dieses Thema für sich zu vereinnahmen. Das ist mit der CDU nicht zu machen. Deswegen werden wir diesen Antrag ablehnen.

(Beifall bei der CDU - Zustimmung bei der SPD und bei den GRÜNEN)


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:

Vielen Dank, Herr Krull. - Herr Lizureck.


Frank Otto Lizureck (AfD):

Ich möchte Ihnen einmal Folgendes erzählen: 

(Sebastian Striegel, GRÜNE: Das ist hier keine Geschichtswerkstatt!)

In den 1980er-Jahren gab es in Stendal jemanden, den nannten alle Ösi und der war schwul. Der ist durch Stendal gefahren in bunten Klamotten. Daran hat sich niemand gestoßen. Der ist mit Inlinern durch Stendal gefahren; das fanden alle toll. Ich will damit sagen, dass damals in unserer Gesellschaft niemand ein Problem damit hatte, dass jemand schwul war. Womit man jetzt ein Riesenproblem kriegt, ist doch die Tatsache, dass das zur Staatsräson erhoben wird,

(Unruhe)

dass in Kindergärten und in Grundschulen gegangen und dort gefragt wird, ob sich Jungs nicht vielleicht als Mädchen fühlen   das ist doch ein Problem   und dass auf einer Straße irgendein Typ, der sich wie ein Pferd fühlt, im Pferdekostüm dort herumtrabt


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:

Herr Lizureck, ich möchte hier    


Frank Otto Lizureck (AfD):

und an der Leine von jemand anderem geführt wird. Das ist ein Problem.


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:

Herr Lizureck!


Frank Otto Lizureck (AfD):

Das ist eine ganz normale Intervention. Das darf gesagt werden.


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:

Nein, das ist keine normale Intervention; denn das Thema ist ein ganz anderes. Deswegen möchte ich Sie bitten, dass Sie zum Ende kommen.


Frank Otto Lizureck (AfD):

Es geht hier um Verhältnismäßigkeit und um nichts anderes.


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:

Herr Krull, Sie können jetzt reagieren.


Frank Otto Lizureck (AfD):

Das, was hier getan wird, ist unverhältnismäßig.


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:

Herr Lizureck, halt!


Frank Otto Lizureck (AfD):

Danke.


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:

Herr Krull, Sie können reden. 


Tobias Krull (CDU):

Ich mache es ganz kurz. Wenn Sie glauben, dass Kinder homosexuell werden, weil sie eine solche Sendung gesehen haben, dann haben Sie echt noch Schulungsbedarf.

(Lachen und Zustimmung bei der Linken, bei der SPD und bei der FDP - Frank Otto Lizureck, AfD: Das war ja Kindergarten! - Weitere Zurufe von der AfD)