Susan Sziborra-Seidlitz (GRÜNE):

Es ist immer eine Freude, nach Herrn Bernstein zu reden. Das dauert dann immer einen Moment.

Vielen Dank. - Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Da ist er wieder, dieser eine Antrag, mit dem die Rechtsextremen versuchen, so zu tun, als wären sie eine normale Fraktion einer normalen Partei, als würden sie nach Lösungen suchen oder welche für die echten Probleme der Menschen in unserem Land anzubieten haben.

(Lothar Waehler, AfD: Oh, ey! - Zuruf von Daniel Roi, AfD - Zuruf von Frank Otto Lizureck, AfD)

Ehrlicherweise muss man sagen: Nach allen anderen Parteien im Land nähern Sie sich inzwischen beim Thema Bildung immerhin dem Problem. Für ihre Lösung gilt das selbstverständlich nicht. On paper klingt es vielleicht ganz nett. Der Lehrkräftemangel ist ein drängendes Problem - an dieser Stelle oft besprochen - und eine der größten Herausforderungen für unser Bildungssystem.

Nach dem Motto „viel hilft viel“ soll nach Ihrem Vorschlag pauschal allen Lehrkräften, die bleiben, ein Gehaltsbonus gegeben werden. Diese Ausgaben nach dem Prinzip Gießkanne und abgeschaut von anderen, im Sinne von „one fits all“, sind ein gern genutztes Hilfsmittel von Populisten. Es verschleiert bewusst die Realität in den Schulen und die Realität des akuten Fachkräftemangels im Bildungssystem.

Wer genau hinschaut und in den Schulen unterwegs ist, der weiß, nicht alle Schulformen, nicht alle Regionen und nicht alle Unterrichtsfächer sind im gleichen Ausmaß vom Lehrkräftemangel in Sachsen-Anhalt betroffen. An Sekundarschulen gibt es einen sehr akuten Mangel an Lehrkräften, während es im Gymnasium teilweise sogar mehr Lehrkräfte gibt, als eigentlich vorgesehen sind. Grundschulen im Harz sind stärker vom Lehrkräftemangel betroffen als Grundschulen in Magdeburg. Diese Liste könnte man sehr dezidiert weiterführen.

Deshalb macht es Sinn, Sonderzuschläge auf das Gehalt von Lehrkräften genau an der Stelle zu zahlen, wo die Lehrkräfte am meisten gebraucht werden: In Mangelregionen, in Mangelfächern, in bestimmten Schulformen oder wenn die Lehrkräfte dringend gebrauchte Kompetenzen, z. B. Integrationsfähigkeiten, besitzen     

(Ministerin Eva Feußner: Das machen wir doch!)

- Das bestreite ich gar nicht. Genau das ist sinnvoll, genau das wird gemacht. - Unserer Meinung nach sollten diese Sonderzuschläge allerdings von Anfang an gezahlt werden, nicht erst, wenn die Stelle nach mehreren Ausschreibungen unbesetzt blieb. Aber das sind Dinge, die wir im Ausschuss durchaus beraten können.

Gleichzeitig sollten die Sonderzuschläge auch bei Abordnungen gezahlt werden, um Anreize für bereits angestellte Lehrkräfte zu schaffen. Also keine Ausgabe nach dem Prinzip Gießkanne, sondern stattdessen bedarfsgerecht und genau dort, wo sie am meisten gebraucht wird. Das ist das, was Sachs-Anhalt bereits macht.

Es bleibt auch immer ein Teil der Wahrheit, dass zu wenig Gehalt nicht der Hauptgrund ist, warum Menschen sich gegen den Lehrberuf entscheiden oder eben diesen wieder verlassen. So bitter, wie es ist: Lehrerin oder Lehrer zu sein, ist unter den aktuellen Voraussetzungen kein attraktiver Beruf, nicht wegen des Gehalts, sondern wegen der Arbeitsbedingungen.

Deswegen müssen wir gerade an dieser Stelle nachsteuern. Deswegen müssen gerade diese besser gestaltet werden, indem Lehrkräfte von unterrichtsfernen Aufgaben entlastet werden, indem man über die Stundendeputate bei älteren Kollegen nachdenkt. Selbstverständlich trägt dieser Antrag nichts zur Verbesserung bei. Er ist abzulehnen. - Vielen Dank.