Jörg Bernstein (FDP):
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Auch wir, die FDP-Fraktion, befürworten die vorliegende Beschlussempfehlung trotz aller vom Kollegen Lippmann hier aufgeführten Unsicherheiten, die wir natürlicherweise nicht unbedingt sehen. Aber es ist das gute Recht der Opposition, hier Kritik anzumelden; sonst wäre hier viel zu viel Einigkeit und das würde den einen oder anderen überfordern.
Was sehen wir darin? Wir sehen darin auf jeden Fall den Weg in ein Lehramtsstudium mit starker Praxisorientierung, mit hoher Attraktivität für die Studenten. Es ist sicherlich nicht ganz unförderlich, schon während des Studiums einen gewissen finanziellen Anreiz zu bieten.
Was auch kommen wird - so ist es schon im Gesetzentwurf und in der Begründung dazu formuliert -, ist, dass Quereinsteigern, Seiteneinsteigern, wenn ein entsprechender Bachelorabschluss vorhanden ist, eine Möglichkeit gegeben wird, in eine reguläre Lehramtslaufbahn einzusteigen, wenn das gewünscht ist. Nicht jeder möchte sein ganzes Leben in der Schule verbringen. Wer es vorhat, dem wollen wir aber mit dieser Möglichkeit die Chance geben, regulär in eine Lehramtslaufbahn durchzustarten.
Vorhin hat die Frau Ministerin einen kleinen „Werbeblock“ eingestreut. Das möchte ich an der Stelle ganz gern nutzen, auch mit Blick auf die Ausführungen der geschätzten Kollegin Dr. Pähle zu zukünftigen Experimentiermöglichkeiten.
Natürlich ist hier aus der Sicht der SPD das Stufenlehramt immer ein Thema. Man kann es mir zugutehalten, dass aus der Sicht der FDP und meiner Person immer das Thema aufgezeigt werden sollte, die Zugangsmöglichkeiten zu einem Lehramtsstudium zu erweitern, denn wir müssen ehrlich sein.
Eine Möglichkeit dieses jetzt vorliegenden Modells ist es, dass ich durch den frühen Praxisbezug vordergründig darangehe, die Abbrecherquote zu senken und demzufolge am Ende des Studiums entsprechend mehr Lehrer in unsere Schulen kommen.
Auf der anderen Seite muss man ehrlicherweise sagen: Es ist so ein bisschen „linke Tasche - rechte Tasche“. Zugangsvoraussetzung ist die allgemeine Hochschulreife. Wir denken da ein Stückchen weiter, dass man sagt: Okay, wie wäre es mit dem Zugang über die Fachhochschulreife, bspw. erworben nach einer Lehrausbildung, einjährige Fachoberschule, dann Fachhochschulreife. Die eigene Schullaufbahn war geprägt durch die Sekundarschule. Es entstehen da ganz neue Perspektiven für den Lehrerberuf. Das nur als kleine Episode am Rande.
Wir hatten gerade im Wahlkampf eine Veranstaltung bei uns in Dessau-Roßlau am Gropius-Gymnasium. Da waren Vertreter des dortigen Schülerrates da. Eine junge Dame hat gesagt, sie wolle Lehramt studieren. Ich habe Sie gefragt, welche Schulform. Ich erhielt so in etwa die Antwort: Wie können Sie das überhaupt fragen? Gymnasium natürlich. Man hat das Gymnasium besucht und zieht andere Schulformen für den Lehrerberuf gar nicht in Erwägung. Das wird man dadurch auflösen können - das vermuten wir zumindest , dass man hierzu andere Zugangsmöglichkeiten eröffnet. Wir werden an diesem Thema dranbleiben. Für heute bitte ich erstmal um die Zustimmung zu dem vorliegenden Gesetzentwurf. - Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.