Elrid Pasbrig (SPD):
Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren des Hohen Hauses! Es kann ja nicht sein, dass wir immer weiter an den Prämien schrauben, Herr Lieschke. Sie könnten sich z. B. konstruktiv betätigen und schauen, wie man die wirtschaftliche Lage der Schäferinnen und Schäfer verbessert; das wäre mal ein anderer Ansatz und etwas konstruktiver.
Mit der Schaf- und Ziegenhaltung ist es nämlich so eine Sache. Wir Politikerinnen und Politiker werden eben nicht müde, festzustellen, dass Schafe und Ziegen eine große Bedeutung für den Naturschutz haben und außerdem zu unserer Kulturlandschaft gehören. Allein von dieser Feststellung werden keine Schäferin und kein Schäfer satt.
(Zustimmung bei der SPD und bei den GRÜNEN)
Denn wirtschaftlich gesehen ist die Schaf- und Ziegenhaltung eine äußerst schwierige Angelegenheit. Wir wissen um diese schwierige Situation der Weidetierhalterinnen und Weidetierhalter in Sachsen-Anhalt. Zwar hat sich der Bestand an Schafen und Ziegen laut Statistischem Landesamt Sachsen-Anhalt im Jahr 2023 stabilisiert; aber das reicht eben lange nicht aus, wenn wir diese Zahlen mit denen der Bestände der letzten Jahrzehnte vergleichen und angesichts des Wissens, dass wir die Weidetierhaltung dringend brauchen.
In vielen Gesprächen mit den Verbänden und Weidetierhalterrinnen und Weidetierhaltern wurde deutlich, an welchen Stellen wir landesseitig unterstützen und an welchen Stellen wir in den kommenden Jahren noch besser werden müssen.
Erstens. Ich bin sehr froh, dass wir im letzten und im laufenden Haushaltsplan die Zahlung einer Top-up-Prämie zusätzlich zu Weidetierprämie im Rahmen der EU-Förderung etablieren konnten, um Schäferinnen und Schäfer zusätzlich zu unterstützen. Daran müssen wir unter allen Umständen festhalten und, sofern es möglich ist, diese Prämie so verstetigen und bürokratiearm halten, wie wir es getan haben.
Zweitens - dieser Punkt ist mir besonders wichtig. Wir müssen es in den kommenden Jahren schaffen, dass im Bereich der Schafhaltung eine bessere Wertschöpfung entstehen kann. Dabei meine ich z. B. die Wolle der Schafe.
(Zustimmung bei der SPD)
Wir haben diesen großartigen Rohstoff vor der Haustür und wir wollen, dass wir ihn wieder nutzen können, dass sich die Wollverarbeitung - dazu gehören Wäschereien, Kämmereien und Spinnereien - wieder lohnt. Hierzu müssen aus meiner Sicht folgende Schritte unternommen werden: Wir müssen uns auf EU- und Bundesebene dafür einsetzen, dass Wolle nicht mehr als biologisches Risikomaterial eingestuft wird. Dies würde in einem ersten Schritt den einfacheren Transport von Schafwolle innerhalb der EU und die Einrichtung von Wollsammelstellen ermöglichen. Zudem müssen wir mit den Akteuren im Bereich der Weidetierhaltung ein Pilotprojekt mit dem Ziel initiieren, eine Wollwertschöpfungskette aufzubauen.
Wolle als wertvoller Rohstoff für Textilien, Dämmstoff, Pflanzensubstrat, Dünger oder zum Mulchen - ganz von vorn müsste man hierbei nicht anfangen; denn es gibt bereits ein Forschungsprojekt in Brandenburg, welches vom Land gefördert wurde. Aber auch woanders in Europa finden wir hierzu Best-Practice-Beispiele.
Weiterhin hätte ich noch gesagt, dass wir am Herdenschutz dranbleiben müssen und dass wir auch das digitale Herdenschutzmanagement fördern müssen.
Präsident Dr. Gunnar Schellenberger:
Das schaffen Sie aber nicht mehr in der Redezeit.
Elrid Pasbrig (SPD):
Genau. Daran werden wir aber weiterhin arbeiten; das sage ich hier zu. Also, es gibt noch viel zu tun und ich freue mich, wenn all das in die Gesamtkonzeption „Schafhaltung im Land Sachsen-Anhalt voranbringen“ einfließt und wir demnächst diese diskutieren können. Ich bitte um Zustimmung zu unserer Beschlussempfehlung. - Vielen Dank.
(Beifall bei der SPD)