Andreas Schumann (CDU): 

Vielen Dank. - Es ist ein weiter Weg von hier oben, aber das kriegen wir auch noch hin.

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich gehe kurz auf Andreas Silbersack ein. Ich wollte meine Rede mit einem ähnlichen Bild beginnen. Wir sagen immer: Das Buch ist besser. - Diesen Satz haben wir sicherlich alle schon einmal benutzt, z. B. um deutlich zu machen, dass ein Film nicht das Gleiche bewirkt hat wie das vorher gelesene Buch.

Das Land Baden-Württemberg hat seinem Bibliotheken-Entwicklungsplan einen schönen Titel gegeben: „Bibliotheken - Best Places für die Zukunft“. Und eigentlich ist das ziemlich logisch. Lesen regt die Fantasie an, wie es kaum etwas anderes vermag. Es entführt uns in andere Welten, die noch nicht einmal aufs dieser Erde liegen müssen. Bücher sind vielschichtiger, intensiver und detaillierter. 

Die Liste der Vorteile des Lesens ist ellenlang. Es steigert die intellektuellen und psychologischen Fähigkeiten, fördert den Wortschatz, verbessert die Vorstellungskraft und trainiert das Gedächtnis. Das Allgemeinwissen wird gesteigert, die Konzentration ebenfalls.

Und Bücher sind gesund. Eine englische Studie konnte nachweisen, dass das Lesen von Büchern den aktuellen Stresspegel bei den Lesern um bis zu 68 % senken konnte. Das Herz beruhigt sich, die Anspannung nimmt ab. Es wäre also vor oder nach Aktuellen Debatten in diesem Hause ein hervorragendes Instrument, sich wieder einmal aufs Wesentliche zu konzentrieren.

(Zuruf: Eine Lesepause!)

- Eine Lesepause, genau. Das wäre ein gutes Instrument. - Untersuchungen haben darüber hinaus gezeigt, dass regelmäßiges Bücherlesen das Risiko für eine Demenzerkrankung senken kann.

(Zuruf: Genau!)

Eine amerikanische Studie, die über zwölf Jahre mit mehr als 3 600 Teilnehmern lief, hat sogar ergeben: Wer liest, lebt im Durchschnitt mehr als zwei Jahre länger. All diese Feststellungen gesundheitlicher Art gelten übrigens nachweislich für das Musizieren.

Selbstverständlich geht das Angebot für Bibliotheken heute weit über die klassische Ausleihe von analogen Medien, von Büchern hinaus. E-Books, Spiele, Videos und weitere Medien gehören ebenso zur Auswahl, die man in Bibliotheken findet. Die Ausleihe von Hörbüchern erreicht Höchststände. 

Und dennoch: Aus meiner Sicht bilden den grundlegenden Schatz der Bibliotheken die Bücher und die Tatsache, dass hier jedermann für kleines Geld viele davon ausleihen und lesen kann. Daher ist die Weiterentwicklung unserer Bibliotheken im Land ein weiteres Thema. Sie sind unverzichtbare Einrichtungen der Daseinsfürsorge in Sachsen-Anhalt.

In unserem Bibliothekengesetz ist das Recht verbrieft, sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert unterrichten zu können. Ein neuer Bibliotheken-Entwicklungsplan kann zur Genese der Bibliotheken beitragen, um dazu ein zeitgemäßes flächendeckendes Bibliothekennetz zu ermöglichen. Hieraus sollten sich aber klare Vorgaben ergeben.

Bei der Umsetzung sollten die im Bibliotheksgesetz festgehaltenen Ziele und Aufgaben Berücksichtigung finden. Dazu gehört unter anderem die Festlegung von Standards zum Betreiben von Bibliotheken.

Auch die Potenziale der Digitalisierung für die Nutzung von Bibliotheken sollten ausgelotet werden, ebenso die Möglichkeit des Erhalts von Bibliotheken im ländlichen Raum und die Unterstützungsmöglichkeiten, die es für ehrenamtliche öffentliche Bibliotheken geben kann.

Es sollte ein Prozess eingeleitet werden, in dem unter Beteiligung aller relevanten Kräfte, Landesregierung, Fraktionen des Landtages, Kommunen, Bibliotheken und ihnen unterstützend zur Seite stehenden Einrichtungen, eine verbindliche Bibliotheksstrategie für die nächsten Jahre entwickelt wird.

Geklärt werden sollte, für welche Arten von Bibliotheken der neue Entwicklungsplan gelten soll. Reden wir von öffentlichen Einrichtungen mit kommunalen Trägern oder soll der Plan auch für wissenschaftliche Bibliotheken oder Schulbibliotheken gelten?

Träger und weitere Einrichtungen, die von einem solchen Bibliotheken-Entwicklungsplan berührt sind, sollten wir in die Erarbeitung zwingend einbeziehen. Auch lohnt sich der Blick in andere Bundesländer, die ihre Bibliotheken-Entwicklungspläne bereits erfolgreich entwickelt haben. Zum Prozess und zur Umsetzung können wir sicher etwas abschauen.

In unserem Alternativantrag bitten wir die Landesregierung um einen ersten Schritt in Richtung eines neuen Bibliotheken-Entwicklungsplans. Es soll geprüft werden, welch konkreter Umfang und Zeitrahmen für eine Erarbeitung notwendig sind. - Ich bitte um Zustimmung. - Danke.

(Beifall bei der CDU)


Vizepräsident Wulf Gallert:

Herr Schumann, ich habe gesehen, Frau Richter-Airijoki hat eine Intervention. - Bitte, Sie haben das Wort.


Dr. Heide Richter-Airijoki (SPD): 

Ich wollte mich dafür bedanken, dass Sie neben vielen anderen Dingen, die schon erwähnt worden sind, auch den positiven Effekt für die Prävention von Demenzerkrankungen erwähnt haben. Ich denke, das ist angesichts unserer älter werdenden Bevölkerung ein wichtiges Thema und sollte meiner Meinung nach auch bei einem Bibliotheken-Entwicklungsplan berücksichtigt werden, auch in Verbindung mit der Demenzstrategie des Landes.

Ich habe da in Schweden sehr gute Beispiele gesehen, wo betroffene Menschen in der Bibliothek speziell sogar Bücher finden, die dem entgegenkommen. Bei der Gelegenheit ist natürlich auch auf den wichtigen Aspekt der leichten Sprache und der Bücher in Blindenschrift hinzuweisen. Ich bitte darum, diese ganzen Aspekte mit auf dem Bildschirm zu behalten. - Vielen Dank noch einmal dafür, dass Sie auch das angesprochen haben.


Andreas Schumann (CDU): 

Danke schön.