Monika Hohmann (DIE LINKE):
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich muss ganz ehrlich sagen: Wie sich hier auf offener Bühne gegenseitig Schuldzuweisungen zugeschoben werden, ist zurzeit unerträglich. Es gibt einen großen Bedarf. Mir ist es im Prinzip erst einmal egal, wer diesen Bedarf deckt; wichtig ist, dass er gedeckt wird. Es geht hierbei um die Sache.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die beiden Servicestellen „Interkulturelles Lernen in der Kita” und „Interkulturelles Lernen in Schulen in Sachsen-Anhalt” sind als Anlauf- und Beratungsstellen für pädagogische Fachkräfte aus Schulen und Kindertagesstätten etabliert worden. Die Servicestellen unterstützen und begleiten Pädagoginnen bei der Entwicklung von Handlungskonzepten für den Umgang mit Vielfalt, bieten Fortbildungen zum interkulturellen Lernen an und stellen Materialien zur Entwicklung von interkulturellen Lernangeboten zur Verfügung.
Sie werden hierbei aktiv durch das Netzwerk der Eltern mit Migrationsgeschichte in Sachsen-Anhalt, NEMSA, unterstützt. Die Servicestelle IKL hat dabei eine Laufzeit vom 1. September 2015 - man höre! - bis zum 31. Dezember 2023. Das heißt: Zum Ende des Jahres laufen auch diese Projekte aus.
Gleichzeitig soll auch das Projekt der Sprach‐ und Kulturmittler an den Schulen für die Integration von Schülerinnen, die aus der Ukraine geflohen sind, zum Jahresende eingestellt werden, und das, meine Damen und Herren, mitten im Schuljahr. Wir halten diese Vorgehensweise für inakzeptabel.
(Beifall bei der LINKEN)
Der Einsatz von Sprachmittlern an den Schulen ist aus unserer Sicht ein wichtiges Thema, insbesondere bei der Integration von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund.
Sprachmittler können dazu beitragen, die Kommunikation zwischen Lehrerinnen und Lehrern sowie den Eltern zu erleichtern und Missverständnisse zu vermeiden.
Gerade in der jetzigen Situation, in der wir mit großen Herausforderungen bei der Unterrichtsversorgung zu kämpfen haben, in der Klassen zusammengelegt werden, in der Vertretungen und Stundenausfall an der Tagesordnung sind, stellt die Landesregierung ihre Förderung für Sprachmittler ein.
Das Projekt „Einrichtung/Betrieb einer Fachstelle Sprachmittler Ukraine“ wurde im Juni 2022 ins Leben gerufen. Das haben wir heute schon mehrfach gehört. Das war aus meiner Sicht richtig und auch notwendig. Derzeit sind nach Aussagen von LAMSA als Projektträger 54 Sprachmittlerinnen und Sprachmittler in allen 14 Landkreisen und kreisfreien Städten angestellt. Sie werden durch zehn regional verankerte Umsetzungspartnerorganisationen unterstützt und angeleitet. In rund 200 Grund , Sekundar und Gemeinschaftsschulen, Gymnasien, Berufsschulen sowie Förderschulen in Sachsen-Anhalt konnte das Projekt bereits jetzt eine dringende benötigte Entlastung für die Schulen und deren Lehrkräfte bringen. Dabei wurden rund 2 000 Schülerinnen und Schüler sowie die ukrainischen Lehrkräfte an den Schulen begleitet.
Wenn man sich jetzt die gegenwärtigen Zahlen ukrainischer Schülerinnen und Schüler an unseren Schulen anschaut, stellt man fest, die Herausforderungen sind natürlich noch viel größer. Mit Stand vom 13. November 2023 verzeichnen wir 6 784 ukrainische Kinder im schulpflichtigen Alter, von denen 6 135 an 566 öffentlichen Schulen in Sachsen-Anhalt lernen.
Das heißt, wenn LAMSA sagt, wir haben damit 200 Schulen erreicht, wir aber wissen, dass die Kinder an 566 Schulen lernen, dann müsste der Bedarf rein theoretisch noch viel größer sein. Das heißt also, wir müssten eigentlich heute über eine Aufstockung des Projektes reden und nicht über eine Einstellung.
(Zustimmung bei der LINKEN)
Sehr geehrte Damen und Herren! Wir hatten in Sachsen-Anhalt schon einmal ein ähnliches Problem, und zwar in den Jahren 2016/2017. Die Abgeordneten unter Ihnen, die damals schon hier im Landtag waren, wissen es. Es ging um die befristet beschäftigten Sprachlehrerinnen und lehrer, die wir damals auch im Schulsystem halten wollten.
(Zuruf von Hendrik Lange, DIE LINKE)
Damals haben wir sie zum größten Teil ziehen lassen und es später bereut. Lassen Sie uns nicht noch einmal diesen Fehler von damals machen. - Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
(Zustimmung bei der LINKEN)