Nicole Anger (DIE LINKE):

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Redezeit gibt mir noch einmal kurz die Möglichkeit zu sagen, warum wir der Beschlussempfehlung unter TOP 5 b nicht zustimmen können. Wir sind darüber enttäuscht und haben dieser auch schon im Sozialausschuss nicht zugestimmt. Sie listet lediglich auf, was der Bund tut und was durch den Bund finanziert wird. Das ist gut und schön und wichtig, aber wir alle wissen doch, dass das in der Wirkung nicht ausreicht. 

Frühkindliche Bildung muss einen deutlich höheren politischen Stellenwert erhalten. Dazu haben wir eine ziemlich gute Debatte geführt. Wir als Land können dabei nicht immer auf den Bund zeigen, sondern müssen selbst aktiv werden und agieren, zumal auch Bundesprogramme wie die „Sprach-Kita“ gerade enden und durch das Land übernommen werden. Aber auch das Programm „Integrationskurs mit Kind“ wird in diesem Jahr enden. Und, meine Damen und Herren, auch die Fortführung des Kita-Qualitäts- und  Teilhabeverbesserungsgesetzes nach 2024 ist unsicher. 

Was wir brauchen, was vor allem die Einrichtungen und die Fachkräfte brauchen, das ist Planungssicherheit, und zwar deutlich über das Jahr 2024 hinaus. 

(Unruhe)

Dazu gehört zuvorderst die Entlastung des Personals. Dazu braucht es die von uns bei der Einbringung des Antrages beschriebene Personalgewinnung, die Sie, wie Sie alle ausgeführt haben, auch entsprechend unterstützen. Das begrüßen wir. 

Wir brauchen in den Kitas aber auch multiprofessionelle Teams. Wie wichtig Sprachfachkräfte sind, das haben wir in den letzten Jahren erfahren. Eine Sprachfachkraft braucht es in jeder Kita, wie auch Kita-Sozialarbeit in jede Kita gehört. Insbesondere Sprachfachkräfte in allen Einrichtungen wären wichtig. Warum? Das können Sie meiner Kleinen Anfrage zu Schuleingangsuntersuchungen entnehmen. Denn auf die Frage nach den Ergebnissen dieser Schuleingangsuntersuchungen hin wurde festgestellt, dass es bei Kindern im Vorschulalter einen signifikanten Anstieg der Förderbedarfe bei Artikulation, Grammatik und Feinmotorik gibt. Diese Ergebnisse sind in der Tat alarmierend. 

Es ist wichtig, dass die Fachkräfte vor allem Zeit haben, um den Bedarfen der Kinder gerecht zu werden. Sprache und Motorik bilden sich durch Interaktion. Es braucht daher Zeit für persönliche, sprachliche und motorische Begleitung. Wenn jede Fachkraft bis zu 20 Kinder am Tag betreut, dann gehen die Förderbedarfe der Kinder unter. Das ist nicht gut für die Entwicklung der Jüngsten und kann nicht immer nur mit Frühförderung geheilt werden. An dieser Stelle sollten wir wirklich präventiv ansetzen und Programme wie Sprach-Kitas nicht immer wieder zur Debatte stellen. Im Gegenteil: Sie müssen ausgebaut werden. 

Hinter all diesen Erwartungen bleibt die Beschlussempfehlung leider zurück. Deswegen werden wir sie ablehnen. 

Aber, meine Damen und Herren, wir freuen uns darüber, dass die Kolleginnen von den demokratischen Fraktionen die Situation der Fachkräfte und in den Kitas ebenso erkannt haben. Ich bin mir sicher, dass wir gemeinsam zu guten Ergebnissen kommen werden, um das zu verbessern. Dafür haben wir unseren Antrag vorgelegt. Sie haben Ihren Alternativantrag vorgelegt und übernehmen nun unsere Änderungen in Ihren Antrag. Das heißt, wir können das gut gemeinsam anpacken. 

Wenn Herr Minister Willingmann - natürlich im Namen der Sozialministerin - meint, das sollte auf die gesamte Kinder- und Jugendhilfe ausgeweitet werden, dann sage ich: Na klar, gern. Auch an dieser Stelle sind wir dabei. Wir unterstützen das. Dann lassen Sie uns gemeinsam damit beginnen; denn wir müssen jetzt starten, 

(Unruhe)

damit es perspektivisch Wirkung entfalten kann. Ich freue mich darüber, dass wir heute einen wichtigen Anstoß dazu geben konnten. - Vielen Dank.

(Zustimmung bei der LINKEN)