Dr. Hans-Thomas Tillschneider (AfD): 

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! DIE LINKE will mit vorliegendem Antrag festgestellt wissen, dass die Theater und die Orchester in Sachsen-Anhalt maßgeblich die Identität des Landes prägen. Selten hört man den Begriff der „Identität“ aus dem Munde der LINKEN bezogen auf das Land. Wenn die LINKEN von Identität sprechen, dann meinen sie doch zumeist die geschlechtliche Identität, weil ihr Denken sich durch eine seltsame Besessenheit von allem Sexuellen auszeichnet. Aber wenn wir nun feststellen sollen, dass die Theater und die Orchester die Identität des Landes Sachsen-Anhalt prägen, dann wüsste ich doch zunächst gern, worin genau die Identität des Landes Sachsen-Anhalt nach den Vorstellungen der LINKEN besteht und

(Thomas Lippmann, DIE LINKE: Das ist nicht euer Identitätsbegriff; das ist doch klar!)

inwiefern die Bühnenkunst dazu beiträgt, oder ob es etwas gibt, worin sich die Bühnenkunst bei uns von der Bühnenkunst in anderen Bundesländern so markant unterscheidet, dass davon die Rede sein könnte, sie würde das Ihrige zur Landesidentität beitragen. Ansonsten ist das Ganze nicht mehr als eine gedankenlose Phrase, was ich vermute.

Für mich speist sich die Identität des Landes Sachsen-Anhalt ganz wesentlich aus seinen Vorgängergebilden der preußischen Provinz Sachsen, die im Jahr 1815 durch die Vereinigung von preußischem Altbesitz im Norden mit den ehemals sächsischen Gebieten im Süden geschaffen wurde und bis 1944 Bestand hatte.

Wenn wir also so etwas wie sachsen-anhaltinische Identität pflegen wollten 

(Dr. Katja Pähle, SPD, und Cornelia Lüddemann, GRÜNE: Sachsen-anhaltische! - Weitere Zurufe: Sachsen-anhaltisch!) 

- sachsen-anhaltisch; das ist doch jetzt wurst; was sind das für Erbsenzähler dort hinten?  , dann müssten wir uns in erster Linie auf das Preußentum beziehen. Wir im AfD-Kreisverband Saalekreis feiern deshalb auch jedes Jahr ein Preußenfest. 

(Zustimmung bei der AfD)

Aber wo bitte schön in der Theaterlandschaft finden sich Bezüge auf das Preußentum?

(Zuruf von Andreas Henke, DIE LINKE)

Wenn unsere Theater jedenfalls unsere Landesidentität pflegen und reflektieren würden, wie es sich gehört, dann wäre das, was wir für diese Theater ausgeben, zu wenig. Das Wirtschaften in Fünfjahresplänen gibt keine echte Lebensperspektive. Man hangelt sich von Vereinbarung zu Vereinbarung. Es ist wenig, was die Theater bekommen. Es ist unsicher. Es ist entwürdigend. 

Wenn unsere Theater ihre identitätsbildende Aufgabe erfüllen würden, dann sollten sie auch ein echtes Landestheater sein, direkt getragen durch das Land mit festen Planstellen im Landeshaushalt. Gemessen daran, was die Theater sein könnten, bekommen sie zu wenig. Aber gemessen daran, was sie sind, bekommen sie viel. Die Orchester nehme ich davon aus. Aber das, was die Theater im Land tun, ist nicht gut. Es entspricht nicht einmal ansatzweise dem von mir skizzierten Ideal. Nichtssagend Internationales, bieder Unpolitisches oder politischer Mainstream. Das heißt: kritische Gesellschaftskritik nur gegenüber denjenigen, auf die sowieso schon alle Kanonen gerichtet sind.

Ich erinnere mich an eine Inszenierung des „Freischütz“ in Halle, in der der Bösewicht Kaspar als Burschenschafter erscheint und der prächtige Jägerchor in einer verballhornten feministischen Fassung wiedergegeben wurde. So etwas müssen wir als patriotische Opposition nicht finanzieren wollen. - Vielen Dank.

(Beifall bei der AfD)

Vizepräsident Wulf Gallert:

Damit sind wir am Ende der Debatte angelangt.