Susan Sziborra-Seidlitz (GRÜNE):
Vielen Dank. - Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich stehe nun wirklich nicht in dem Verdacht, die Landesregierung aus irgendeiner Verantwortung zu lassen, aber zur Einordnung der Debatte und der gestrigen Demo der Zahnärzteschaft möchte ich ein etwas relativierendes Wort sagen.
Es ist schon etwas erstaunlich, wenn gerade die Institution, die den Sicherstellungsauftrag in der ambulanten zahnärztlichen Versorgung innehat und dieses Thema lange Zeit schleifen ließ, dies nun nach dem Erwachen durch Überaktionismus zu kompensieren sucht und mit lauten Slogans gegen die Landespolitik wettert.
Mindestens ebenso erstaunlich finde ich es allerdings, wenn die Landesregierung öffentlich wahrnehmbar so tut - es gab dazu eine mediale Anfrage , als ginge sie das alles gar nichts an. Denn um die mittel- und langfristige bedarfsgerechte Versorgung im Bereich der Zahnmedizin es ist eben tatsächlich nicht gut bestellt; denn auch an dieser Stelle schlägt die demografische Entwicklung zu, auch an dieser Stelle tun sich Lücken auf, die nur schwer geschlossen werden können. Im Übrigen - das kam bisher wenig zur Sprache - auch besonders im Bereich des Praxispersonals.
Wie auch in allen anderen Feldern des Fachkräftemangels kann nur ein ganzer Strauß an Maßnahmen Linderung verschaffen. Das können Studienplätze an der Universität in Pécs sein. Das können neue Versorgungsmodelle, wie die von der LINKEN angeführten zahnmedizinischen MVZ in Trägerschaft von Kommunen und Ärzten oder auch mobile Angebote sein. Aber dafür müssen sich eben auch die Kommunen und die Ärztinnen auf den Weg machen. Natürlich muss das Land das forcieren und unterstützen, aber vor allem kann das nur gemeinsam klappen.
Aber - dieses Aber habe ich bereits an anderer Stelle im Rahmen dieser Debatte gesagt Zahngesundheit beginnt nicht erst mit dem Gang zum Arzt. Gerade im Bereich Zahngesundheit ist Prävention zentral. Diesbezüglich fällt mir z. B. auf, dass Zahngesundheit in unserem Bildungsprogramm Bildung elementar für Kitas nicht vorkommt, und zwar ganz im Unterschied zu den Bildungsprogrammen anderer Länder. Bei uns bleibt das ausgespart. Das ist z. B. etwas, das sich ändern sollte.
Dabei klappt gerade in den Kitas die Zahnpflege im Vergleich zu den Schulen sogar noch ganz gut in unserem Land. Das Zähneputzen nach dem Essen ist in Kitas Standards. Die Kinder haben eigentlich immer Becher und Zahnbürste zur Hand, aber in der Schule bricht das dann einfach weg. In den Grundschulen gibt es nicht einmal mehr die Waschbeckenbatterien, die dazu notwendig sind. Inzwischen gibt es auf den Klos nur noch ein oder zwei Handwaschbecken. Warum ist das eigentlich so?
Das Land könnte als Ziel verfolgen: Zahngesundheit ins Bildungsprogramm und an die Schulen und sogar als Baustein eines betrieblichen Gesundheitsmanagements. Dann wäre schon viel gewonnen. Dann hätten wir zwar nicht sofort mehr Zahnärzte, aber vielleicht weniger Löcher.
Wir stimmen der Überweisung zu. - Vielen Dank.
(Beifall bei den GRÜNEN - Zustimmung bei der LINKEN)