Präsident Dr. Gunnar Schellenberger:

Danke. - Wir setzen fort. Die FDP ist dran. - Herr Pott.


Konstantin Pott (FDP):

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen! Unsere Fraktion bewertet die Einführung des Kulturpasses in diesem Jahr als einen guten Schritt, um jungen Menschen die Kulturangebote näherzubringen, sie nachhaltig für Kultur zu interessieren und natürlich auch die Kulturszene vor Ort im Land zu unterstützen. Gerade nach den Jahren der Coronaeinschränkungen ist das aus unserer Sicht ein richtiger Schritt. Dennoch stellt sich für uns die Frage der Umsetzung; denn es darf hierbei nicht bei einem Beschluss und bei einer reinen Förderung bleiben, sondern das muss auch mit Leben gefüllt werden.

Deswegen frage ich die Landesregierung, welche Anstrengungen unternommen wurden bzw. unternommen werden, um den Kulturpass insgesamt bekannter zu machen. Bewirbt das Land selbst den Kulturpass? Wenn ja, wie? Gibt es eine Initiative des Landes, um die Kultureinrichtungen und Veranstaltungen im Land auf den Kulturpass aufmerksam zu machen, und gibt es eine Übersicht darüber, welche Angebote im Land Sachsen-Anhalt im Rahmen des Kulturpasses zur Verfügung stehen?


Präsident Dr. Gunnar Schellenberger:

Ich könnte mir vorstellen, dass Herr Robra das beantworten wird. - Herr Minister.


Rainer Robra (Staats- und Kulturminister):

Ich glaube, die allerbeste Nachricht in dem Kontext ist, dass jedenfalls ein erstes Ticket bei der Stiftung Bauhaus Dessau zum Bauhausfest über den Kulturpass, d. h. über die App, verkauft worden ist.

(Oh! bei der CDU)

- Immerhin!

(Zustimmung bei der CDU und bei der SPD)

Insgesamt mache ich keine Abstriche an der Einschätzung, dass das eine sehr löbliche Initiative ist. 750 000 potenzielle Nutzer - all diejenigen, die in diesem Jahr 18 Jahre alt werden  , zunächst bei 100 Millionen € im Bundeshaushalt gedeckelt, das heißt, kämen tatsächlich alle, gäbe es ein Problem. Aber es läuft sehr, sehr schwierig.

Seit dem 14. Juni ist die App freigeschaltet, seit dem 14. Juni ist die Plattform freigeschaltet. Jetzt mehren sich durchaus die Beschwerden, auch aus unseren Einrichtungen, dass es nicht so einfach ist, sich dort aufzuschalten. In irgendwelchen Netzzirkeln wird diskutiert, das sei eine Digitalisierung auf deutsche Art.

Ein Punkt ist, dass man sich als 18-Jähriger nur mit einem onlinefähigen Personalausweis einloggen kann. Nun mag man es als Zweitnutzen ansehen und sagen: Na gut, dann haben demnächst alle, die in diesem Jahr 18 werden, schon einmal einen onlinefähigen Pass. Das ist auch ein erstrebenswertes Ziel. Wer aber weiß, wie mühsam es ist, erst einmal einen onlinefähigen Pass zu bekommen, und wie begeistert die jungen Leute sind, wenn sie diese bürokratischen Wege dorthin gehen müssen, der bekommt einen Eindruck davon, dass das nicht so einfach ist.

Es gibt bei uns eine Reihe von Einrichtungen, die schon dabei sind. Es gibt andere, die dazu im Verband - bspw. die Museen der Luthergedenkstätten mit dem Museumsbund - jetzt noch bundesweit diskutieren. Bei manchen, wie der Stiftung Gedenkstätten oder den Franckeschen Stiftungen, sind die Angebote für die 18-Jährigen ohnehin kostenlos; dort spielt das keine entscheidende Rolle. Es wollen aber alle.

Schon vor geraumer Zeit habe ich mit Herrn F. vom Theater Eisleben darüber gesprochen, der auch noch zögert. Das kann man auch in der aktuellen Berichterstattung der „Mitteldeutschen Zeitung“ nachlesen. Man weiß noch nicht hundertprozentig, wie das Geld am Ende dort ankommt, wo die Leistung erbracht wird. Dazu müssen sich auch die Anbieter registrieren. Das ist schwierig. Wenn man sich auf der App einloggt, dann stellt man auf den ersten Blick fest, dass es sehr, sehr viele Angebote gibt, davon aber gefühlt 95 % von Eventim.

Man kann z. B. spielend einfach Karten für das Domplatz-Open-Air in Magdeburg buchen, weil die ohnehin über Eventim verkauft werden. Das ist, ohne das jetzt despektierlich zu meinen, ein kleines Konjunkturprogramm für Eventim als eine der größten Ticketagenturen in der Bundesrepublik Deutschland, die natürlich für jedes Ticket eine kleine Provision nimmt. Die fehlt dann am Ende wieder dort, wo die Leistung erbracht wird. Deswegen beobachten manche das jetzt noch und überlegen, ob sie mit ihrem Angebot darauf gehen.

Wir haben das Ende letzten Jahres, also eigentlich seitdem das diskutiert wird, an unsere Dachverbände herangetragen. Die Landesvereinigung für die kulturelle Kinder- und Jugendbildung ist da so ein bisschen der Sysop, der in der Mitte steht und die anderen darüber informiert, auch die Kinder und Jugendlichen. Auf dem Bildungsserver des Bildungsministeriums steht das alles. Frau Roth hatte nicht nur die Kulturministerinnen und  minister, sondern auch die Bildungsministerinnen und  minister angeschrieben, sodass das in allen Bereichen bekannt ist. Es ist auch in Presse, Funk und Fernsehen ausführlich darüber berichtet worden.

Ich hoffe, dass sich die eine oder andere Kinderkrankheit bei der Implementation von App und Plattform im Laufe der nächsten Tage und Wochen noch ausmerzen lässt. Dann kann das wirklich eine großartige Geschichte werden, die jedenfalls all denjenigen, die jetzt oder im Laufe des Jahres 18 Jahre alt geworden sind oder noch werden, ein niedrigschwelliges Angebot ermöglicht. Darauf kommt es am Ende an.

Es ist, wie mir scheint, ein hilfreicher Beitrag zu der ohnehin schon seit Langem geführten Diskussion über kostenlose Öffnungen. Dazu wird immer wieder gesagt: Na ja, was kostenlos ist, wird auch nicht geschätzt. Gut, jetzt wird Eintritt gezahlt, der wir subventioniert. Man kann darüber hinaus Angebote nutzen. Es sind bspw. auch alle Bibliotheken beteiligt. Es gibt Wege, die sich im Moment in der App noch nicht so abbilden. Die App ist regionalisiert; es läuft über die Postleitzahlen. Dann sind auch die Angebote von Libri und den großen Agenturen des Bibliothekswesens enthalten. Das wird man in den nächsten Tagen und Wochen beobachten.

Frau Roth hat neulich im Kulturausschuss des Deutschen Bundestag gesagt, der Bund führt keine landesspezifischen Statistiken - das geht wohl auch nicht  , sondern das läuft auf dieser nun bundesweiten Plattform. Insofern aggregieren sich dort Bundeszahlen und wir werden einfach den Finger in die Luft halten und mit den Beteiligten sprechen, ob es gut läuft oder nicht. - Danke schön.

(Zustimmung bei der CDU und bei der FDP)