Dr. Hans-Thomas Tillschneider (AfD):
Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Die GRÜNEN wollen, dass angehende Lehrer in Zukunft nicht mehr Lehramt Sekundarschule oder Lehramt Gymnasium studieren, sondern Lehramt Sekundarstufe I oder Lehramt Sekundarstufe II und dann an allen Schulformen unterrichten können. Konsequent zu Ende gedacht müssten dann auch die Berufsschullehrer und die Förderschullehrer wegfallen. Man hätte dann ein System, in dem man ohne jegliche Differenzierung nach Schulformen Primarstufenlehrer, Sek-I-Lehrer oder Sek-II-Lehrer werden kann.
Aber selbst wenn es Ihnen nur darum ginge, den Gymnasiallehrer abzuschaffen, was die Hauptstoßrichtung Ihres Antrags zu sein scheint, würden Sie damit unserem Bildungssystem nur noch weiteren Schaden zufügen.
Möglicherweise gewinnen sie so diejenigen als Lehramtsstudenten, die sich zu Beginn ihrer Ausbildung nicht auf eine Schulform festlegen wollen. Sie verlieren aber im Gegenzug alle diejenigen, die schon ganz genau wissen, dass sie z. B. Gymnasiallehrer werden wollen und nichts anderes. Sie verlieren also diejenigen, die genaue Vorstellungen von ihrer beruflichen Zukunft haben, was naturgemäß die strebsameren und besseren sind, und gewinnen die Wankelmütigen, die noch in der Selbstfindungsphase stecken und sich noch nicht so genau festlegen wollen und die naturgemäß häufiger ein Studium abbrechen und den eingeschlagenen Weg wechseln.
Im Durchschnitt würden dann noch weniger junge Menschen den Lehrerberuf ergreifen. Die Aussicht, sich vorsorglich zur eierlegenden Wollmilchsau ausbilden lassen zu müssen, ist eben nicht sonderlich attraktiv. Sodann würde Ihre Reform zu einem weiteren Qualitätsverlust führen.
Seit der Herausbildung einer arbeitsteiligen Gesellschaft in der Jungsteinzeit gilt schließlich, dass das Geheimnis qualitätsvoller Kulturleistung die Spezialisierung ist. Genauso, wie der Nephrologe einen, wenn man Nierenprobleme hat, besser behandeln kann als der Allgemeinarzt, kann ein speziell für das Gymnasium ausgebildeter Gymnasiallehrer die Gymnasiasten besser unterrichten als ein Sek-I-Lehrer, der für alle Schulformen zwischen Jahrgangsstufe 5 und Jahrgangsstufe 10 zuständig ist.
(Zustimmung von Christian Hecht, AfD)
Schließlich ist es so, dass, wenn wir anfangen, Stufenlehrer auszubilden, wir damit unweigerlich der Abschaffung der Schulformen Vorschub leisten. Die unterschiedliche Lehramtsausbildung ist schließlich ein Faktor, der die Differenzierung in den Schulformen institutionell absichert. Das Gymnasium hält sich als Schulform, weil immer wieder Gymnasiallehrer nachkommen.
Wer nun aber die Lehrer nicht mehr nach Schulformen ausbildet, der legt die Axt an ein differenziertes Schulsystem. Seien Sie also wenigstens ehrlich und sprechen Sie hier klar und deutlich aus: Das, was Sie wollen, ist genau das, was auch DIE LINKE immer will. Sie wollen die Abschaffung des Gymnasiallehrers und des Gymnasiums.
(Zustimmung bei der AfD)
Wahrlich: Die GRÜNEN haben schon genug Schaden angerichtet. Wir müssen mit aller Kraft verhindern, dass noch mehr vom Gift der grünen Kulturfeindlichkeit in die Bildungspolitik einsickert. Unser Bildungssystem ist überall dort schlecht, wo die Säure des grünen Ungeistes bewährte Traditionen pulverisiert hat. Und es ist überall dort noch gut, wo sich noch eine Substanz an Tradition erhalten hat.
(Unruhe)
Wenn ich auf der Grundlage der Fehlentwicklungen in unserem Schulsystem, die größtenteils auf grünem Mist gewachsen sind, die künftige Entwicklung extrapoliere, dann wird unser Bildungssystem in wenigen Jahrzehnten zu einem staatlichen Betreuungs- und Indoktrinationssystem verkommen sein, das die minderjährigen Insassen einer permanenten Beschäftigungstherapie unterzieht, in deren Rahmen sie ständig zu unproduktiver Nabelschau angehalten werden und stundenlang über Befindlichkeiten aller Art schwafeln sollen, wo aber nichts mehr geübt und gelehrt wird und ihnen nichts beigebracht wird außer eben der richtigen Meinung und dass es besonders toll sein soll, nicht heterosexuell und nicht eindeutig männlich oder weiblich zu sein.
(Zustimmung bei der AfD)
Wenn die GRÜNEN sich durchsetzen, dann werden wir statt studientaugliche Abiturienten in Zukunft absolute Taugenichtse von Sek-II-Absolventen bekommen, die von Differenzialrechnung keinen blassen Schimmer mehr haben, die keinen fehlerfreien englischen, französischen oder russischen Satz bilden können und die ihre Abiturprüfungen im Fach Deutsch mithilfe eines Multiple-Choice-Tests hinter sich bringen, weil die Abfassung eines mehrseitigen konzisen und klar aufgebauten deutschen Textes doch wohl zu viel verlangt wäre.
Sie werden keine Bücher mehr gelesen haben. Dafür können sie das Smartphone meisterhaft bedienen. Sie meinen, nichts mehr wissen zu müssen, weil sie wissen, wie man googelt und wie man ChatGPT bedient und weil sie während ihrer Schullaufbahn vor allem die eine Lektion gelernt haben: dass die eigene Meinung, wenn sie denn die richtige Meinung ist, alles Wissen dieser Welt aufwiegt.
Das ist die Schule von morgen, von der die GRÜNEN sprechen - eine schreckliche Dystopie, die sich heute schon am Horizont abzeichnet. Nichts weniger als die Zukunft unseres Landes hängt davon ab, ob es uns gelingt, dieses Vernichtungswerk heute noch aufzuhalten. - Vielen Dank.
(Zustimmung bei der AfD - Ulrich Siegmund, AfD: Bravo!)