Thomas Lippmann (DIE LINKE): 

Du hast es drauf.


Präsident Dr. Gunnar Schellenberger:

Ja, ja. Wir verstehen uns schon. Also, los geht‘s.


Thomas Lippmann (DIE LINKE): 

Vielen Dank, Herr Präsident. - Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das Anliegen des Antrags teilen wir grundsätzlich. Es ist offensichtlich eine Adaption eines Schreibens der vier gewerblichen Kammern aus dem Land, das uns Mitte März erreicht hat, in dem uns die gewerblichen Kammern gemeinsam acht Handlungsempfehlungen vorlegen. Diese Handlungsempfehlungen sind durchaus sehr nachvollziehbar, diskussionswürdig und vor allem konkret, was man von dem adaptierten Antrag so nicht mehr sagen kann. 

Ich hatte sehr zeitig und auch mehrfach im Bildungsausschuss angeregt, dass wir uns das Anliegen gemeinsam zu eigen machen in einem gemeinsamen Selbstbefassungsantrag, unter anderem natürlich mit dem Ziel, die Autoren des Schreibens in einem Fachgespräch zu hören. Daran möchte ich auch angesichts des Antrags festhalten.

Ich teile allerdings die Analyse, die dem Papier vorangestellt worden ist, teilweise nicht. Das betrifft auch das, was davon in die Begründung zu dem Antrag eingegangen ist. Der Grund für den Fachkräftemangel, der hier schon umfassend beschrieben worden ist und den niemand bestreitet, was die duale Berufsausbildung betrifft, liegt nicht in einer erhöhten Studierneigung. Es gibt auch keinen Akademisierungswahn. Es gibt inzwischen wirklich genügend Daten, die deutlich machen, dass sich der Anteil der Abiture auch in den Altersjahrgängen insgesamt in den letzten 15 Jahren, in den letzten 20 Jahren nicht erhöht hat. 

Wir haben natürlich ein Fachkräfteproblem, das mit der Demografie zusammenhängt, und wir haben natürlich ein Problem damit, dass wir innerhalb der demografischen Entwicklung zunehmend Probleme mit der Berufsbildungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler haben - es sind immerhin zwei Drittel eines Jahrganges  , die an den Schulformen der Sekundarstufe I lernen, an den Sekundarschulen, an den Gemeinschaftsschulen und an den Förderschulen. Damit müssen wir uns auseinandersetzen neben der Frage der Zuwanderung, wenn wir die Zahl der dualen Ausbildungsgänge erhöhen wollen.

Ansonsten, liebe Kolleginnen und Kollegen - deswegen teilen wir auch die Intention des Antrags  , ist es natürlich immer richtig, in unserem dualen Ausbildungssystem - eines unserer sozusagen Aushängeschilder des Bildungssystems schlechthin - dort, wo Defizite erkannt werden - auch wenn die Zeit manchmal schon ein bisschen weit fortgeschritten ist, bis wir diese Defizite erkennen -, diese zu beseitigen. 

Ich habe allerdings Zweifel daran, auch wenn wir dem Antrag am Ende zustimmen würden, dass der Antrag genügend Substanz enthält, dass sich tatsächlich etwas ändert, denn wie immer, wenn jedenfalls die Koalition etwas aufschreibt oder wenn Koalitionen etwas aufschreiben, wird vor allem evaluiert und geprüft und wieder geprüft und wieder evaluiert. 

Mir fehlt ein bisschen die Vorstellung dafür, was sich aufgrund eines solchen Antrages - sofern er denn beschlossen würde - gegenüber dem konkreten Papier der vier gewerblichen Kammern tatsächlich ändern würde, 

(Guido Kosmehl, FDP: Alles!)

was tatsächlich in Gang gesetzt würde und vor allem bis wann. Das wäre nicht der erste Antrag, der sozusagen in den Schubkästen verschimmelt.

(Guido Kosmehl, FDP: Oh!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das Anliegen ist uns wichtig. Die Intention geht in die richtige Richtung. Wir beantragen allerdings eine Überweisung in den Bildungsausschuss, damit wir uns dort, wie ich schon sagte, in einem Fachgespräch mit den gewerblichen Kammern auseinandersetzen können und dann möglicherweise zu Beschlussempfehlungen kommen, die konkreter und zeitnaher gefasst sind als das, was jetzt im Antrag steht. - Vielen Dank. 

(Beifall bei der LINKEN)