Dr. Heide Richter-Airijoki (SPD):

Danke schön. Ich warte darauf, dass die Uhr angezeigt wird. 


Vizepräsident Wulf Gallert: 

Frau Richter-Airijoki, es ist gar nicht in Ihrem Interesse, auf die Anzeige der Uhr zu warten.


Dr. Heide Richter-Airijoki (SPD):

Ach, na dann ist es ja gut.


Vizepräsident Wulf Gallert: 

Wenn Sie vorher beginnen, dann haben Sie mehr Zeit. 


Dr. Heide Richter‐Airijoki (SPD):

Dann kann ich die Zeit auch nutzen? 


Vizepräsident Wulf Gallert: 

Genau. Aber jetzt nicht mehr; denn jetzt sind zehn Sekunden weg. 


Dr. Heide Richter‐Airijoki (SPD):

Danke, Herr Präsident. - Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Ich bitte um Ihre Zustimmung zur Beschlussempfehlung. 

Im Einzelnen. Wenn die Covid-Infektion selbst überstanden ist und Folgebeschwerden bleiben, dann spricht man von Long Covid. Die Unterscheidung zwischen Long Covid, Post Covid, Chronischem Fatigue-Syndrom etc. ist nach neuesten Erkenntnissen wenig relevant. 

Bleiben wir bei Long Covid. Es ist eine heimtückische postinfektiöse Erkrankung, die das Leben der Menschen komplett aus der Bahn werfen kann. Die Mechanismen und Ausmaße sind noch nicht vollständig geklärt; man vermutet jedoch unter anderem, das persistente immunogene Virusreservoirs im Körper die überschießende Immunreaktion auslösen. Ich gehe spontan auf das ein, was Herr Kirchner sagte: Impfnebenwirkungen hätten wahrscheinlich den gleichen Mechanismus. - Nein, das ist keineswegs so. Das wurde in dieser Woche bei einem Webseminar der Deutschen Hochschulmedizin angesprochen. 

(Zuruf von der AfD: Natürlich!)

Bei Impfnebenwirkungen sind es andere Mechanismen. Und: Impfen reduziert das Risiko, an Long Covid zu erkranken. 

(Zuruf von der AfD: Genau!)

Die Weltgesundheitsorganisation hat bereits in den 80er-Jahren auf die sogenannten Fatigue-Erkrankungen wie bspw. ME/CFS hingewiesen, zu denen es natürlich viele Parallelen gibt. Durch Long Covid haben Wissenschaft und Politik einen Impuls bekommen, dass endlich die Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, um den Betroffenen zu helfen. Die Aufklärungskampagne und die Ankündigung der zusätzlichen Forschungsgelder durch das Bundesgesundheitsministerium, die angekündigte Info-Hotline oder die Long-Covid-Webseite der BZgA sind Schritte in die richtige Richtung.

Eine dringende Aufgabe liegt darin, die allgemeine Gesundheitskompetenz und die Sensibilität für diese Thematik zu stärken, und zwar nicht nur bei den Bürgerinnen und Bürgern, sondern auch bei der Ärzteschaft, im Kurwesen und bei den Therapieangeboten. 

Ein großes Lob und ein dickes Dankeschön gebühren den Selbsthilfegruppen in Sachsen-Anhalt. Sie können und müssen Unterstützung aus der Politik erhalten. Gerade Sachsen-Anhalt, so meinen mehrere Experten auf diesem Gebiet, ist prädestiniert für eine Reha bei Long Covid oder Fatigue. Frau Grimm-Benne erwähnte unter anderem Bad Schmiedeberg. Davon könnte ich auch berichten; dafür ist aber leider keine Zeit. 

Die heutige Debatte und die vorliegende Beschlussempfehlung stellen einige wichtige Konzepte in den Mittelpunkt: belastbare Gesundheitssysteme, die Bedeutung der nationalen und der internationalen Forschungsgemeinschaft und die Verzahnung von Politik und Wissenschaft. 

Ich bitte um Ihre Zustimmung zur Beschlussempfehlung. - Vielen Dank. 

(Beifall bei der SPD - Zustimmung bei der CDU)