Petra Grimm-Benne (Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung):

Genau, ich mache das in Vertretung. Ich bitte also um Fürsorge.

(Guido Heuer, CDU, lacht)

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordneten! In dem Antrag ist die Rede von Restriktionen im Zusammenhang mit der Lehrerbildung an der Otto-von-Guericke-Universität - Restriktionen, die die Lehrerbildung an der OVGU angeblich unattraktiv machen und eine Bewältigung des mittelfristigen Lehrermangels verhindern.

Doch lassen Sie uns bitte einmal die Fakten anschauen. Einen Lehrermangel im Land gibt es jetzt. In Bezug auf die Ausbildungskapazität gibt es jetzt einen Lehrereinstellungsbedarf, der oberhalb der normalen langfristig strukturell geplanten Lehrerausbildungskapazität von 270 Studienplätzen im Land liegt.

Die Landesregierung hat darauf reagiert und die Kapazität seit 2016 schrittweise erhöht. Seit dem Jahr 2018 liegt die Ausbildungskapazität bei 1 000, seit 2022 bei 1 200 Studienanfängerplätzen - dies bei einer Abiturientenzahl von etwa 5 000 pro Jahr. Auch wenn es schon wiederholt gesagt wurde: Die Absolventen, die jetzt mit dem Studium beginnen, werden zum Ende des Jahrzehnts als Lehrkräfte an den Schulen zur Verfügung stehen. Ich glaube, Frau Dr. Pähle - das ist jetzt eine Anmerkung von mir, Grimm-Benne   hat es gestern schon einmal versucht, Herrn Lippmann zu erklären.

(Minister Sven Schulze lacht)

Nach einhelliger Auffassung aller Experten werden wir dann aber weniger als die Hälfte dieser Kapazität für Neueinstellungen an den Schulen benötigen. Es gibt also keinen vernünftigen Grund, jetzt noch mehr Studienplätze zu schaffen.

Wir müssen aber mit Blick auf den Bedarf die passenden Studienplätze schaffen. Um auf den akuten Bedarf zu reagieren, hat das Land Seiteneinsteigerprogramme aufgelegt. An diesen Programmen sind beide Universitäten beteiligt. Selbstverständlich gibt es dafür hochschulplanerisch keinerlei Restriktionen bei den Fächerkombinationen, weder in Magdeburg noch in Halle.

Die zum Bedarf des Landes passenden Studienplätze zu schaffen bedeutet, dass wir uns an der Universität Magdeburg auf das technische und naturwissenschaftliche Profil und auf die Medizin konzentrieren. Die Ausbildung im berufsbildenden Lehramt wird daher profilgerecht an der Otto-von-Guericke-Universität verortet. In diesem Lehramt, das leider nicht nur von einem kurzfristigen, sondern von einem chronischen Lehrermangel gekennzeichnet ist, haben wir in den zurückliegenden Jahren das Angebot verbreitert und gezielt zusätzliche Fächerkombinationen ermöglicht. Wir haben die beruflichen Fachrichtungen Gesundheit, Pflege und Sozialpädagogik zusätzlich eingeführt. Wir haben die Fächer Deutsch, Sozialkunde und Physik als Unterrichtsfächer sowohl für das Berufsschullehramt als auch für die Lehrämter an Sekundarschulen und Gymnasien etabliert.

Wenn wir jetzt einen Antrag vorliegen haben, der auf eine weitere Angebotserweiterung zielt, so liegt aus fachlicher Sicht am Standort Magdeburg nicht eine Kombination von Deutsch und Ethik nahe. Diese ermöglichen wir bereits in ausreichendem Maße in Halle.

(Thomas Lippmann, DIE LINKE: Das ist nicht wahr!)

Wir haben aber eine Angebotslücke im Fach Chemie, die wir momentan nicht füllen können. In Chemie musste die Martin-Luther-Universität wegen der begrenzten Laborkapazitäten einen Numerus clausus ausbringen. Um diese Angebotslücke zu schließen, streben wir an, das Unterrichtsfach Chemie auch an der Otto-von-Guericke-Universität einzurichten. Hierzu werden wir unser Gespräch mit der Universität fortsetzen.

Im Wintersemester 2022/2023 konnte die Otto-von-Guericke-Universität im Bachelor von den 100 Studienplätzen 86 besetzen. Um dem Profil der Universität gerecht zu werden und damit auch die vereinbarte Struktur nicht zu untergraben, gibt es an der Universität die Vorgabe, Mathematik, Wirtschaft oder Technik in Kombination mit einem der anderen Fächer zu wählen. Welches davon als Erst- oder Zweitfach gewählt wird, wird nicht vorgegeben. Entgegen der Behauptung im Antrag verhindert dies, wie an den Zahlen dargestellt, gerade nicht die Attraktivität der Otto-von-Guericke-Universität.

Ich müsste jetzt noch einen Absatz vortragen.


Präsident Dr. Gunnar Schellenberger:

Ja, alles gut. Wir haben Zeit.

(Marco Tullner, CDU: Wir haben doch Zeit!)


Petra Grimm-Benne (Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung):

Wir haben Zeit. - Denn ich weiß nicht, wo ich jetzt kürzen oder etwas weglassen sollte - nicht, dass ich noch den Weihnachtsfrieden mit den Kollegen gefährde.

Die Otto-von-Guericke-Universität hat derzeit auch einen entscheidenden Vorteil gegenüber der Martin-Luther-Universität: Die Studiengänge sind durchweg ohne Zulassungsbeschränkung. Dass Studienplätze unbesetzt bleiben, erleben wir nicht nur an der Otto-von-Guericke-Universität, sondern auch an der Martin-Luther-Universität, und das, obwohl dort jegliche Fächerkombinationen wählbar sind.

Nachdem wir die Kapazität um weitere 200 Studienplätze aufgestockt haben, ist die Auslastungsquote an der MLU von 91,5 % auf 78,7 % gesunken. Dies zeigt sehr deutlich: Die Kapazitäten an Lehramtsinteressenten im Land sind schlichtweg ausgeschöpft. Parallelstrukturen zwischen beiden Universitäten zu schaffen, die dann an beiden Standorten unterausgelastet bleiben, kann unter diesem Aspekt gerade nicht die Lösung sein.

Wenn Lehramtsstudienplätze, die wir brauchen, nicht belegt werden, dann erhöhen wir deren Attraktivität nicht dadurch, dass wir andere Studienplätze nochmals schaffen, die wir im Land bereits in guter Qualität anbieten. - Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Zustimmung der SPD)