Jörg Bernstein (FDP):

Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Im Zusammenhang mit den beiden mir vorliegenden Anträgen beschäftigen wir uns sicherlich mit   d e m   Thema in der Bildungspolitik, das wir im derzeitigen Rahmen diskutieren können, nämlich mit dem Lehrermangel.

Eine kleine Schnittmenge, die ich über beide Anträge festgestellt habe, betrifft die Frage - darauf hat Kollege Heuer bereits hingewiesen  : Kann man alles mit Geld lösen? Der Kerngedanke beider Anträge betrifft die Frage Geld - mehr Geld.

Ich denke, so einfach ist es nicht. Denn die Gründe für die Problematik des Lehrermangels sind sehr vielgestaltig. Zum einen: Es gibt Zuschläge und Zulagen; Frau Ministerin Feußner hat darauf schon hingewiesen. Die Idee ist also nicht neu. Nach der letztens veröffentlichten OECD-Studie mit dem Titel „Bildung auf einen Blick“ zahlen wir in Deutschland im internationalen Vergleich Spitzengehälter.

(Zustimmung von Guido Heuer, CDU)

Also, aus meiner Sicht sind es primär nicht die finanziellen Gegebenheiten; vielmehr sind es neben der Tatsache, dass wir quasi in allen Wirtschaftsbereichen ein Fachkräftemangel beklagen, die aktuellen Arbeitsbedingungen, die an unseren Schulen in der Flächen gegeben sind und die einen Studenten oder eine Studentin öfter darüber nachdenken lassen, den Beruf des Lehrers zu ergreifen.

Wenn noch hinzukommt, dass man den Arbeitsort Schule in bestimmten Schulformen als - ich will es einmal überspitzt sagen - die Hölle auf Erden darstellt, dann ist das nicht unbedingt ein motivierendes Zeichen.

(Zustimmung von Angela Gorr, CDU)

Also kurz und gut: Wir müssen alle Anstrengungen unternehmen, um den Lern- und Arbeitsort Schule für aktuelle und künftige Lehrkräfte wieder attraktiver zu machen. Dabei hilft es sicherlich auch nicht, immer auf Versäumnisse der Vergangenheit zu verweisen. Vielmehr müssen wir den Blick nach vorn richten. Wir müssen also proaktiv voranschreiten. Wir müssen neue Unterrichtskonzepte entwickeln. Wir müssen mit geeigneten digitalen Lehr- und Lernformaten arbeiten, diese bekannt machen, anstatt sie zu verteufeln.

(Zustimmung von Andreas Silbersack, FDP, und von Frank Bommersbach, CDU)

Wenn man sich im Lande einfach einmal umblickt, dann muss man feststellen, dass es durchaus Schulen gibt, die als Leuchttürme sowohl im öffentlichen als auch im freien Schulbereich zeigen, wie es gehen kann. Letztens fand die Verleihung des Deutsches Schulpreises statt. Die Gemeinschaftsschule Lessing in Salzwedel war eine der nominierten Schulen - eine Schule aus Sachsen-Anhalt.

(Zustimmung bei der CDU)

Das ist eine öffentliche Schule. Interessant ist auch, dass sich die Schulleiterin Frau H. ihre ersten Sporen als Lehrerin an einer freien Schule, nämlich an der Jeetzeschule, verdient hat. Für mich ist das ein deutliches Zeichen. Ich habe in letzter Zeit auch viele freie Schulen besucht. Dort wurde berichtet, dass Lehrkräfte nicht in diese kommen, weil sie so viel Geld verdienen. Die Vergütung an diesen Schulen ist durchaus nicht vergleichbar mit der an öffentlichen Schulen. Aber an diesen Schulen können sich die Lehrer ausprobieren und verwirklichen. Das sind doch die Motive, die kreative Lehrerinnen und Lehrer verfolgen.

(Zuruf von Eva von Angern, DIE LINKE)

Wir brauchen mehr von diesen tollen Beispielen.

(Zustimmung bei der FDP)

Man muss aber auch eingestehen, dass es Ungleichheiten gibt. Ich möchte einen Punkt ansprechen, der aus meiner Sicht vielfach zu kurz kommt, die Berufsbildung. Es gibt bei uns die sogenannten Fachpraxislehrer. Diese Fachpraxislehrer werden noch deutlich schlechter bezahlt, nämlich im Regelfall nach der Entgeltgruppe E 10. Ich sehe, dass diese Lehrkräfte teilweise den Theorieunterricht machen, den gleichen Unterricht, den z. B. eine Lehrkraft macht, die gemäß A 13 besoldet wird. Das sind Ungerechtigkeiten. Diesen Punkten haben wir uns schon angenommen und diese Sachen sind in Bearbeitung.

Sicherlich sind pädagogische Mitarbeiter eine schöne Sache; die brauchen wir auch. Wir brauchen Schulsozialarbeit. Wir haben uns darauf verständigt, dass wir diese Schulsozialarbeit auch nachhaltig finanziell ausstatten wollen. Aber auch das geht nicht ohne die Kommunen.

(Zustimmung von Andreas Silbersack, FDP)

Das haben wir in den letzten Haushaltsberatungen auch deutlich gemacht. Auch die Lehramtsausbildung ist zu überdenken, auch die Zahl von Studienplätzen. Es wurde bereits darauf hingewiesen: Es ist nicht der Sinn der Sache, dass ich mehr Studienplätze ausweise. Denn was nützen die ganzen Studienplätze, die ich vorhalte, wenn die Bewerber nicht vorhanden sind? Sicherlich gibt es einige Punkte, die wir bedenken müssen. Wir hatten schon den Antrag der GRÜNEN zu den Ein-Fach-Lehrer vorgelegt bekommen. Auch meiner Sicht stellt sich dabei die Frage, ob ein Student mit den eigentlichen Fachwissenschaftlern durch die Lehrveranstaltungen laufen muss.

Ich kenne das noch aus meiner Zeit. Als Berufsschullehrer waren wir an der Uni Magdeburg auch bei der Lehrveranstaltungen der Ingenieure dabei. Aber wir sind, ohne mich herabsetzen zu wollen, an der Oberfläche geblieben. Denn ich muss nicht wie     


Präsident Dr. Gunnar Schellenberger:

Ich finde, Sie sind tief genug gegangen. Das war nicht an der Oberfläche.


Jörg Bernstein (FDP):

Also kurz und gut: Wir als Fraktion der FDP befürworten die vorgeschlagene Überweisung der Anträge. - Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.