Carsten Borchert (CDU):
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Ein spannendes Thema, das wir heute wieder einmal behandeln. Schlagwörter, wie öffentliche Anerkennung, Stufenlehrerausbildung, A 13/E 13, sind in den letzten 45 Minuten des Öfteren gefallen.
Öffentliche Anerkennung. - Wie soll ich sie bekommen, wenn man in der Öffentlichkeit immer nur das Negative verarbeitet und bearbeitet wird.
Die Stufenlehrerausbildung finde ich gut.
A 13/E 13 muss untersetzt werden mit einem Konzept für die weiterführenden Schulen und für die Schulleiter z. B. an Grundschulen. Ehe das nicht gegeben ist, kann ich immer leicht rufen, ich brauche das. Aber ich muss auch wissen, wie ich es mache.
In Bezug auf die Lehrerausbildung bin ich sogar bei Herrn Lippmann. Wir müssen die Lehrer ausbilden, die wir brauchen. Was nützt mir der Seemann, der ausgebildet in der Wüste wohnt.
(Zustimmung von Guido Heuer, CDU)
Sehr geehrte Damen und Herren! Masterplan, der Antrag der LINKEN - was ist ein Masterplan? Ein Masterplan in der Bildung? Ich glaube, so etwas gibt es überhaupt nicht oder so etwas kann es nicht geben. Denn das Ziel ist es ja eigentlich, die Realität des Schullebens zu akzeptieren und die Autonomie an den Schulen zu entwickeln. An dieser Stelle haben wir in Sachsen-Anhalt extremen Nachholbedarf.
Auf der Tribüne sitzt eine Delegation einer Schule aus Estland. Wenn die Schulleiterin hier referieren dürfte, dann würde sie uns erklären, was Autonomie bedeutet. Wir wissen es nämlich nicht.
(Beifall bei der CDU)
14 Ideen, die entweder schon existieren, schon umgesetzt oder nicht umsetzbar sind - das ist kein Masterplan.
In der Ausgabe der „Welt“ vom 5. Oktober 2022 hat der Leitartikel die Überschrift: Deutsche Lehrer sind gut bezahlt und unglücklich. Das ist ein Ergebnis der Studie „Bildung auf einen Blick 2022“, die die OECD am Dienstag vorgelegt hat. Man sollte den Artikel lesen.
Es ist schon positiver Wahnsinn, was Lehrerinnen und Lehrer in den vergangenen zwei Jahren geleistet haben; denn für so etwas wurden sie nicht ausgebildet. Das, was sie heute leisten müssen, und trotz aller Probleme leisten, sollen sie dann auch noch mit Spaß und Freude machen. Hier wurde nur negativ geredet, aber glauben Sie mir: Es gibt ganz viele Lehrer - die ausgezeichnete Schule in Berlin wurde angesprochen , die als Truppe zusammenstehen und mit Spaß und Freude an ihren Beruf herangehen.
Ich sage allen draußen im Namen meiner Fraktion: Danke, dass ihr alle so toll arbeitet. Ich sehe das positiv.
(Beifall bei der CDU)
Aber gerade diese Lehrer müssen wir mit Autonomie unterstützen. Die müssen mehr Freiheiten haben; denn die freien Schulen laufen uns sonst den Rang ab; denn die haben diese Freiheiten, die die staatlichen Schulen leider nicht haben.
Durch Respekt und Danke ändert man ja nichts. Die Zielstellung der beiden Anträge ist ja logischerweise die Zielstellung aller, die hier im Raum sitzen: Lehrkräftemangel begegnen, den Beruf attraktiver gestalten; im Interesse unserer Schüler; die sind nämlich eigentlich die Nr. 1.
Da müssen wir dringend intensiver reagieren - darin sind wir uns alle einig , z. B. die Lehrerausbildung verändern - das sehe ich genauso , nicht nur in Sachsen-Anhalt, in ganz Deutschland. Die ist überholt.
Wir waren vor Kurzem in Holland. Ganz einfaches Prinzip: erstes Studienjahr ein Praktikumstag, zweites Studienjahr zwei Tage, im dritten drei, im vierten vier Tage. Danach sind die Lehrer. Da gibt es keine Referendariatszeit. Irgendwann habe ich auch mal studiert. Ich kann das auch nicht. Vielleicht sollten wir mal darüber nachdenken, ob wir nicht zu viel wollen. Da sind wir wieder bei der Wissenschaft. Wir Lehrer brauchen keine Wissenschaft. Wir brauchen Lehrer, die Fachwissen haben,
(Zustimmung bei der CDU)
die das können, was sie den Schülern beibringen müssen, was in jeder Unterrichtsorganisation bzw. in jeder Klassenstufe anders ist, wir brauchen Klassenlehrer und keine Biologen, die Arzt oder Professoren werden wollen. Das ist die Praxis. Und wenn die Uni Halle dazu nicht in der Lage ist, dann müssen wir uns über eine PH unterhalten. Das sind Wege, die den Lehrerberuf attraktiver machen würden, die den jungen Menschen sagen,
(Zustimmung bei der CDU)
das funktioniert und das geht. Alles andere sind immer Dinge: Ich habe es an dieser Schule erlebt, ich habe es an jener Schule erlebt. Praktisches Beispiel - fünf Minuten sind ganz schnell vorbei : Es kann doch nicht sein, dass es in unserem Bundesland bei Schulen, die sie sich selbst Lehrer suchen - da muss ich uns jetzt selbst als CDU angreifen , Lehrer gibt, die bereit sind, sofort einzuspringen, für vier Stunden die Woche arbeiten sollen, dafür aber erst ausgeschrieben werden muss, ein Führungszeugnis vorgelegt werden muss, eine Bewerbung geschrieben werden muss und es zwölf Wochen dauert, bis dieser Lehrer arbeiten darf.
Im Kurs der zwölften Klasse ist das Kurshalbjahr rum. Wenn wir das nicht ganz schnell ändern - da fasse ich uns an die Nase, die regierenden Parteien und auch meine Ministerin , dann kommen wir nicht vorwärts. Das nenne ich wieder Autonomie. Da muss es Wege und Lösungen geben, dass wir da entsprechend vorwärtskommen.
Ich habe noch vier Zettel. Fünf Minuten sind zu wenig. Wir überweisen das deswegen in den Bildungsausschuss. Wir werden da heiß diskutieren. Und wir werden dem Parlament Lösungen und Vorschläge vorlegen mithilfe auch der Opposition, um endlich voranzukommen. - Vielen Dank fürs Zuhören.