Susan Sziborra-Seidlitz (GRÜNE):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Spät dran sein, in dem Fall in der Redereihenfolge, ist nicht immer so harmlos wie heute für mich. Aber Wiederholung hilft beim Lernen; also wiederhole ich Frau Pähle an dieser Stelle gerne, erstens, weil ich es vorbereitet habe, und zweitens, weil es nicht schaden kann, dieses Wissen zu verinnerlichen.
„Stayin‘ Alive“ von den Bee Gees oder, wenn Sie es lieber mögen, „Atemlos“ von Helene Fischer oder „Highway to Hell“ von AC/DC, was es in beiden letzteren Fällen zu verhindern gilt - diese Songs laufen im Tempo von 100 beats per minute. Gern können Sie, wenn Sie das und auch „Biene Maja“ nicht mögen, googlen - Fitness-Apps haben eine Reihe an Songs mit 100 beats per minute.
Wenn man diesen Beat im Kopf oder im Ohr hat, hat man genau den richtigen Takt, um in Notsituationen entscheidende Erste Hilfe leisten zu können - so simpel und eindrücklich kann lebensrettendes Wissen um Erste-Hilfe-Maßnahmen sein.
Manchmal ist Zuspätkommen höchst dramatisch. Erste Hilfe ist im Ernstfall der entscheidende Faktor für das Leben und die Gesundheit von Menschen. Dennoch leiten Studien zufolge nur etwa 42 % der Ersthelfer Reanimationsmaßnahmen ein, wo sie notwendig wären. Sehr viele Menschen fühlen sich als Ersthelferinnen unsicher. Sie wissen nicht genau, was sie machen sollen, und haben Angst, etwas falsch zu machen. Gegen die Angst, etwas falsch zu machen, hilft vor allem eines: üben, üben, üben. Auch das wurde schon erwähnt.
Die Teilnahme an Erste-Hilfe-Kursen schafft die notwendige Sicherheit für den Moment, in dem sie gebraucht wird, im Übrigen auch für Erwachsene. Es trifft bei Erste-Hilfe-Kursen auch ein berühmtes Sprichwort zu: Früh übt sich, wer ein Meister oder eine Meisterin werden will. Das gilt übrigens durchaus schon im Grundschulalter, wie es an unseren Schulen auch schon passiert.
Deswegen unterstützen wir Bündnisgrünen, dass sich die Koalitionsfraktionen in ihrem Koalitionsvertrag darauf verständigt haben, an Schulen Erste-Hilfe-Kurse verstärkt einzuführen. Anders als es im Antrag der AfD anklingt, wollen wir jedoch nicht, dass die Lehrkräfte die zusätzliche Aufgabe bekommen, auch noch Erste-Hilfe-Unterricht für ihre Schülerinnen und Schüler anzubieten. Unsere Lehrerinnen und Lehrer haben schon mehr als genug zu tun, insbesondere in Anbetracht des Lehrerinnenmangels. Darüber sprechen wir morgen noch.
Es ist auch notwendig. Es gibt Expert*innen in unserem Land, die nicht nur selbst Rettungsprofis sind, sondern schon in jahrzehntelangem Engagement Laien in Erstrettungsmaßnahmen unterrichten. Wir schlagen deshalb vor, dass die in Sachsen-Anhalt handelnden Träger von Erste-Hilfe-Ausbildung finanziell und personell in die Lage versetzt werden, ihre Expertise einzusetzen und möglichst an allen, aber mindestens an noch viel mehr Schulen, Erste-Hilfe-Kurse anzubieten. Wir wollen, dass die Träger insbesondere darin gestärkt werden, dauerhafte Arbeitsgemeinschaften in Kooperation mit Schulen anzubieten, damit Erste-Hilfe-Kurse regelmäßig und in allen Jahrgängen stattfinden können. Deshalb bitten wir um die Zustimmung zu unserem Alternativantrag. - Vielen Dank.
(Beifall bei den GRÜNEN)