Thomas Lippmann (DIE LINKE):
Vielen Dank, Herr Präsident. - Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich kann für uns alle nur hoffen, dass der angekündigte Strauß weiterer Anträge von Herrn Tillschneider irgendwie an uns vorbeigeht
(Minister Prof. Dr. Armin Willingmann lacht)
oder zumindest nicht ganz so groß ist, aber wir werden es irgendwie gemeinsam durchleiden und auch irgendwie überstehen.
Ich erinnere mich an einen früheren Kultusminister in diesem Land, der jahrelang durch das Land gelaufen ist und versucht hat, uns zu erklären, wie er mit der Reform von Lehrplänen die Schulen reformieren und die Bildungsqualität verbessern will. Ähnlich war es damals bei Staatssekretär Willems, der auch schon versucht hat, uns das mit dem Bewertungsschlüssel deutlich zu machen.
Natürlich kommt bei solchen kindischen Sachen nichts heraus. Man braucht Lehrpläne, man braucht Bewertungsschlüssel als Rahmeninstrumentarium, um Schule zu organisieren. Aber eines wird dabei verkannt: Noten sind, wenn man sie überhaupt nutzen will - auch dahin gehend gibt es andere Auffassungen , ein Referenzsystem im Klassenzimmer. Wenn entweder die Klasse oder der Lehrer aus dem Klassenzimmer herausgehen und die Tür zu machen, dann ist dieses Referenzsystem im Prinzip weg.
(Zustimmung von Nicole Anger, DIE LINKE, und von Monika Hohmann, DIE LINKE)
Das weiß jeder, der einmal Schulen gewechselt hat und bei dem einmal die Lehrkräfte in den Fächern gewechselt haben.
Man kann alles Mögliche in den Bewertungsschlüssel hineinschreiben. Die Erfahrungen weisen auf das hin, was Frau Feußner im umgekehrten Schluss angedeutet hat: Wenn wir den Bewertungsschlüssel wieder anziehen, dann wird es nicht so sein, dass Schülerinnen und Schüler besser lernen, weil sie dann schlechtere Noten für die gleichen Leistungen bekommen, so wie es sich Herr Tillschneider einbildet, sondern es wird dazu führen, dass die Mehrzahl der Lehrkräfte weiß, dass sie mit einer solchen Fülle schlechter Noten überhaupt nicht arbeiten kann.
Sie werden ihre Anforderungen absenken. Das ist so, ob man das wahrhaben will oder nicht. Wenn das nicht eintreten würde, dann hätten wir einfach nur mehr Sitzenbleiber, mehr Schulabgänger ohne Schulabschluss und weniger Schüler mit hohen Abschlüssen. Das ist aber das, was Sachsen-Anhalt bundesweit schon charakterisiert, nämlich dass es die geringste Anzahl von Menschen ohne hohen Schulabschluss und die meisten Abgänger ohne Schulabschluss hat. Mit einem höheren Bewertungsschlüssel, ohne eine Anpassung der Anforderungen, würde sich das verstärken.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, das haben wir schon genug. Das ist das Letzte, was wir brauchen. Deshalb werden wir den Antrag selbstverständlich ablehnen. Anders als die Koalition haben wir kein Bedürfnis, damit die Zeit im Bildungsausschuss zu verschwenden. - Vielen Dank.
(Beifall bei der LINKEN - Zustimmung bei den GRÜNEN)