Dr. Katja Pähle (SPD):
Vielen Dank, Herr Präsident. - Sehr geehrte Damen und Herren! Alle, die in Sachsen-Anhalt oder auch in der Bundesrepublik beim Thema Schule unterwegs sind, sehen das Problem der sinkenden Unterrichtsversorgung. Alle, die insbesondere in Sachsen-Anhalt auf die Schulformen schauen, sehen das besondere Problem an unseren Sekundarschulen und an den Gemeinschaftsschulen. Wir haben darüber im Ausschuss und auch hier im Plenum schon mehrfach diskutiert.
Trotz alledem muss ich sagen, dass der Antrag der Fraktion DIE LINKE bei mir einfach Fragezeichen hinterlassen hat. Ich gehe nur auf die ersten beiden Punkte ein. Ihr Vorschlag ist es, an unseren Schulen zur Sicherung des Unterrichts, ein notwendiger Ansatz, private Anbieter in den Regelunterricht zu holen und dadurch den Regelunterricht abzusichern. Das mag auf den ersten Blick ein Strohhalm für Schulen sein, bei denen wir das tatsächlich nicht anders hinbekommen. Trotzdem frage ich mich: Wenn private Bildungsträger qualifiziertes Personal haben, das mit Qualität und Kontinuität den Regelunterricht abdecken kann, warum konzentrieren wir uns dann nicht darauf, sie für unsere Schulen als Lehrerinnen und Lehrer oder zumindest als Seiteneinsteiger und Seiteneinsteigerinnen zu gewinnen?
(Zustimmung bei der CDU, bei der SPD und bei der FDP)
Das muss doch unsere Perspektive sein. Wir haben genug zu tun. Ich sage es ganz deutlich: Diesbezüglich haben wir sehr viel zu tun, aber die Frage wäre dann doch: Wie bekommen wir das hin?
Ich habe mich auch etwas anderes gefragt. In Ihrem Antrag kommt ganz unvermittelt der Begriff „berufspraktischer Unterricht“ vor. Wir haben in der letzten Legislaturperiode über die Praxislerntage diskutiert. Wir haben über BRAFO diskutiert, ein tolles Konzept, insbesondere für die Sekundarschulen. Aber was ist berufspraktischer Unterricht? - Ich habe nachgeschaut und habe in einer Veröffentlichung der dpa vom März gelesen, dass Sie, Kollege Lippmann, der Presse schon einmal kundgetan haben, was die Idee Ihres berufspraktischen Unterrichts ist. Aber ich kenne das bisher nicht.
Ich habe Ihnen hier sehr aufmerksam zugehört und erkenne darin den Ansatz, dass wir natürlich die Sekundarschulen fit machen wollen und dass dort Schülerinnen und Schüler auch auf den Berufseinstieg vorbereitet werden. Deswegen haben wir diese unterschiedlichen Elemente. Man kann notwendigerweise sicherlich lange darüber diskutieren, ob die Praxislerntage, auf die die Ministerin hingewiesen hat, jetzt schon der Weisheit letzter Schluss sind. Werden wir BRAFO endlich auch flächendeckend an den Gymnasien etablieren können? Denn die Frage nach dem Berufseinstieg ist nicht nur eine Frage für Sekundarschulen, sondern eben auch für Gymnasien.
Die Idee hinter dem, was Sie aufgeschrieben haben, finde ich in dem Antrag nicht. Ich gebe zu: Deshalb war es sehr schwer für uns, mit diesem Antrag in irgendeiner Weise umzugehen. Ich hätte mir gewünscht, dass wir in dem Antrag über einige Aspekte Näheres hätten lesen können und das nicht nur hier in der Debatte gehört hätten. Dann wäre möglicherweise auch die Entscheidung der Koalitionsfraktionen, den Antrag abzulehnen, eine andere gewesen. Vor dem Hintergrund des Aufgeschriebenen haben wir uns jedoch dazu entschieden.
Ich glaube aber, dass uns die Sorge um die Sekundarschulen und die Gemeinschaftsschulen eint. Denn wir wissen, dass wir die Unterrichtsversorgung an diesen Schulen nicht eins zu eins mit Lehrkräften, die das Studium beenden, decken können. Der Grund ist übrigens nicht, dass es zu geringe Kapazitäten gibt, sondern diese Studienkombination wird von zu wenigen gewählt. Man muss tatsächlich über verschiedene Dinge noch einmal debattieren. Es bedarf aber mehr als das, was hier aufgeschrieben wurde. Deshalb lehnen wir den Antrag ab. Das Streben nach einer Verbesserung an diesen Schulformen eint uns jedoch. Ich bin mir sicher, dass wir hier oder auch im Ausschuss über das Thema und über mögliche Lösungen noch intensiv beraten werden. - Vielen Dank.
(Zustimmung bei der SPD und von Jörg Bernstein, FDP)