Carsten Borchert (CDU): 

Wer nicht den Mut zum Träumen hat, der hat auch nicht die Kraft zum Handeln, liebe Frau Hohmann. Ich träume mit Ihnen diesen Traum,

(Lachen und Oh! bei der CDU)

dass wir es allen Schülern ermöglichen, wenn wir es könnten, einmal in ihrem Schulleben einen internationalen Schüleraustausch erleben zu dürfen.

(Zuruf von Stephen Gerhard Stehli, CDU)

Leider holt uns die Realität ein. Aber Träumen ist nicht verboten und Träumen ist etwas Schönes.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir debattieren heute über ein Thema, das weit über unsere Landesgrenzen hinausreicht und die Zukunft unserer Gesellschaft mitgestaltet: über den internationalen Schüler- und Jugendaustausch.

Es wurde schon viel darüber gesagt, welche Möglichkeiten es derzeit gibt. Ich glaube, es ist an der Zeit, vielleicht darüber nachzudenken, ob wir nicht noch andere Möglichkeiten finden, um diesen Schüleraustausch zu fördern oder die Möglichkeit, dass unsere Jugendlichen einmal im Leben mit ihrer Klasse ins Ausland fahren dürfen, zu verwirklichen.

Die Antwort der Landesregierung auf die Große Anfrage gibt uns schon einen umfassenden Einblick in den Status quo, was die Potenziale und die Herausforderungen dieses Austausches sind.

Die Landesregierung hebt die bildungs- und interkulturellen Vorteile solcher Programme hervor und betont ihren Stellenwert für Weltoffenheit, internationale Verständigung und interkulturelles Lernen. Pandemiebedingte Rückgänge und der Lehrkräftemangel haben uns gezeigt, dass sie Hürden sind, um diesen Traum in größeren Formen zu ermöglichen. 

Förderprogramme sollen die Beteiligung stärken. Es wurden schon alle genannt. Anhand der Antworten lässt sich feststellen, dass meistens die Gymnasien davon partizipieren, jedenfalls mehr als andere Schulformen. Dieser Austausch ist weit mehr als ein Bildungsangebot. Er ist eine Investition in eine weltoffene und demokratische Gesellschaft. Es wurde gesagt, die Jugendlichen sammeln interkulturelle Erfahrungen, stärken ihre Fremdsprachenkenntnisse und lernen, sich in einer globalisierten Welt zu behaupten. 

Gerade für ein Bundesland wie unseres, das stark vom demografischen Wandel betroffen ist, bietet diese Form der Bildung eine wichtige Chance, junge Menschen langfristig zu binden und zu fördern. Deshalb unterstützen wir den Schüleraustausch als Land auch. 

Ich glaube, wir müssen anerkennen, dass nicht alle jungen Menschen in unserem Land die gleichen Chancen und den gleichen Zugang haben. Der Lehrkräftemangel und die regionalen Unterschiede erschweren die Teilnahme vieler Schülerinnen und Schüler. Es darf nicht sein, dass der Wohnort oder die Schulform darüber entscheidet, ob ein Kind internationale Erfahrungen sammeln kann. Diese Herausforderung muss langfristig und Schritt für Schritt überwunden werden. Es sollten Angebote speziell für Schülergruppen, die bisher kaum die Chance erhalten haben, entsprechende Erfahrungen machen zu dürfen, gemacht werden. 

Unser Land fördert die Austauschprogramme mit Partnerländern wie Polen, Frankreich, Israel und den USA. Projekte wie „USA for you“ zeigen, dass gezielte Programme speziell auf nicht-gymnasiale Schulformen zugeschnitten sein können. 

(Zustimmung von Stephen Gerhard Stehli, CDU)

Solche Initiativen sind beispielhaft für eine erfolgreiche Förderung. Diese erfolgreichen Programme sollten entsprechend fortgeführt und gestärkt werden. Herr Bernstein ist nicht da. Der wird mir zustimmen. 

Die Fraktion Die Linke hat bereits im April des vergangenen Jahres einen Antrag zu diesem Thema eingebracht; die Koalitionsfraktionen einen Alternativantrag mit dem Titel „Internationaler Schüleraustausch ist gelebte Praxis!“ Genauso ist es auch. Es ist gelebte Praxis. Ich sage gern noch einmal das, was ich damals in der Debatte bereits sagte: Es wäre schön, wenn es selbstverständlich wäre, dass alle Kinder und Jugendlichen profitieren könnten. 

(Zustimmung von Stephen Gerhard Stehli, CDU, und von Xenia Sabrina Kühn, CDU)

Will man ein Mehr an Schüleraustausch, muss dies mit einer Entlastung von Lehrkräften durch zusätzliche nichtschulische Begleitpersonen und durch externe Unterstützung bei der Planung und Organisation des Austausches einhergehen. Jedem Jugendlichen, dem wir einen Auslandsaufenthalt ermöglichen können, sei es nur durch die Koordination und die Unterstützung der Schulen, wäre ein Erfolg. Mit unserem Alternativantrag im April 2024 haben wir als Koalitionsfraktionen bereits einige sehr sinnvolle Maßnahmen für die Stärkung des Schüleraustausches beschlossen. Ich will sie nicht alle aufzählen; denn man hat mir schon gesagt, dass ich nicht so lange reden soll. 

(Lachen - Stephen Gerhard Stehli, CDU: Wer hat das gesagt?)

- Das sage ich nicht. - Ich lasse das aus und komme zum nächsten Punkt. Ich sage: Wir sollten Maßnahmen zur besseren Internationalisierung der Lehramtsstudiengänge und zur Gewinnung von mehr ausländischen Studierenden im Lehramt und anderer Disziplinen als sogenannte Teaching Assistants prüfen, um das Lehrpersonal in unseren Schulen unterstützen und unser Land dadurch intensiv kennenlernen zu können. Grundsätzlich sollen von Schulen aller Schulformen, auch Grundschulen, Schulpartnerschaften aufgebaut und gepflegt sowie an Programmen des Schüleraustausches teilgenommen werden können. 

Ich habe am Anfang meiner Rede gesagt   ich habe ja ein bisschen Zeit  , 

(Zuruf: Nein! - Eva von Angern, Die Linke: Aber es sollte doch nicht so lange werden!)

dass man vielleicht neue Wege gehen sollte. Das möchte ich zum Abschluss noch ein bisschen intensivieren: Vielleicht wäre es an der Zeit, wenn Schulen die Möglichkeit haben, aufgrund von Eigeninitiative, Eltern, Sponsoren oder aufgrund von anderen Möglichkeiten, die sie vor Ort haben, einen internationalen Austausch anzufangen oder eine Reise in das Ausland zu unternehmen   ich wiederhole das gern  , die rechtlichen Grundlagen bzw. die rechtlichen Voraussetzungen für alle Schulformen zu schaffen,

(Zustimmung von Stephen Gerhard Stehli, CDU, und von Thomas Krüger, CDU)

damit die Schulen dann selbst entscheiden können, ob sie entsprechende Möglichkeiten nutzen, die ihnen vor Ort gegeben werden, oder nicht. 

Frau Ministerin hat das sehr treffend festgestellt: Die Welt verändert sich ständig. Wir kommen fast nicht mehr mit. Wir sollten, wenn wir das wollen, auch diese ständigen Veränderungen in der Welt beachten und entsprechende Schlussfolgerungen daraus ziehen. 

(Zustimmung von Stephen Gerhard Stehli, CDU)

Als CDU-Fraktion setzen wir uns für eine internationale, insbesondere europäische Vernetzung und Kooperation auf schulischer und auf außerschulischer Ebene ein. Wir werden bestehende Programme zu internationalen Partnerschaften und Austauschen weiterführen und stärken. 

Den Antrag, Frau Hohmann, werden wir nicht mitnehmen; denn wir hatten ihn ja schon. Ich bin froh darüber, dass wir noch einmal darüber diskutiert haben, und bedanke mich für die Aufmerksamkeit.