Dr. Falko Grube (SPD): 

Herr Präsident! Liebe Bürgerinnen und Bürger! Der Abend des 20. Dezember 2024 ist einer der Abende, die man nicht mehr vergisst - diejenigen, die vor Ort waren, sowieso nicht, aber auch diejenigen nicht, die das Glück hatten, zu Hause zu sein oder woanders, weg vom Geschehen. 

Ich habe wie alle anderen hier in Magdeburg auch die Familie durchtelefoniert, die Freunde in den vielen WhatsApp-Gruppen gefragt, ob es allen gut geht. Es war bis zum Morgen klar, jeder und jede in Magdeburg kennt irgendjemanden, der auf dem Weihnachtsmarkt war, der selbst Opfer ist oder der geholfen hat. Jeder wird auch in zehn oder zwanzig Jahren noch sagen können, was er an diesem Abend gemacht hat. Dieser Abend hat sich tief ins Gedächtnis dieser Stadt eingebrannt. 

Auch ich will den Opfern mein tiefes Mitgefühl ausdrücken, mein Beileid den Familien derer, die getötet wurden, und meine Hoffnung auf eine baldige und möglichst vollständige Genesung all derjenigen, die zum Teil schwerste Verletzungen erleiden mussten und die das Geschehene seelisch verkraften müssen. Das gilt für die Opfer des Anschlags und das gilt für all diejenigen, die Zeugen des Anschlags waren, für die Besucherinnen und Besucher des Weihnachtsmarkts, aber auch für die Schausteller und für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das gilt für alle, die geholfen haben, für die vielen Ersthelferinnen und Ersthelfer, für die Rettungsdienste, für die Feuerwehr, für die Polizistinnen und Polizisten und für das medizinische Personal in den Krankenhäusern. Was sie an diesem Abend geleistet haben, was sie auch danach verkraften müssen, das verdient größten Respekt, das verdient Bewunderung, das verdient größten Dank. - Danke, dass Sie da waren. Ohne Sie wäre dieser Abend noch viel schlimmer geworden. 

(Beifall bei der SPD - Zustimmung bei der CDU, bei den GRÜNEN, von Eva von Angern, Die Linke, und von Andreas Silbersack, FDP)

Mit diesem Dank verbinde ich zwei Bitten. Die erste Bitte ist, lassen Sie sich helfen. Sie müssen nicht da allein durch. Gott sei Dank sind die Zeiten vorbei, in denen posttraumatische Belastungsstörungen als Schwäche abgetan wurden. Das sind sie nicht. Lassen Sie sich helfen, wie Sie am Abend des 20. Dezembers anderen geholfen haben. 

Die zweite Bitte ist eher ein Appell. Mich haben im Nachhinein die Berichte beeindruckt von den Menschen, die von dem Anschlag gehört haben und dann zum Helfen kamen. Egal, ob sie im Feierabend waren oder im Urlaub oder im Ruhestand, sie kamen zum Helfen. Diese unglaubliche Welle der Solidarität ist die richtige Antwort auf die schreckliche Tat. Gewalt ist es nicht. 

(Beifall bei der SPD - Zustimmung bei der CDU, bei der Linken, bei der FDP und bei den GRÜNEN)

Niemand kann etwas für den Anschlag, nur weil er so aussieht wie der Täter. Nichts von dem Leid, das man fühlt, wird dadurch weniger, dass man es anderen antut. Gewalt gegen andere verhöhnt die Opfer und feiert den Täter. Beide haben das nicht verdient. 

(Zustimmung bei der SPD, bei der CDU, bei den GRÜNEN, von Eva von Angern, Die Linke, und von Andreas Silbersack, FDP)

Liebe Bürgerinnen und Bürger! Wir haben am Donnerstag der letzten Woche den 80. Jahrestag der Zerstörung Magdeburgs begangen. Jedes Mal, wenn man bei eisigem Wind am Mahnmal auf dem Westfriedhof steht, fragt man sich, wie die Altvorderen weitergemacht haben nach einem solchen Schrecken. Dieser Tage sieht man das: mit der Kraft der Gemeinschaft. Ich bin stolz darauf, ein Teil dieser Gemeinschaft zu sein, weil sie zusammensteht und weil diese Stadt und ihre Menschen diese unglaubliche Kraft haben. Das hatten sie schon immer. Das hatten sie nach dem 20. Mai 1631, das hatten sie nach dem 16. Januar 1945 und das haben wir nach dem 20. Dezember 2024. 

Diese Stadt wird sich nicht unterkriegen lassen. Wir werden uns nicht unterkriegen lassen. Dieser Täter wird nicht gewinnen; denn die Stadt ist stärker. Der Dom ist mein Zeuge. 

(Beifall bei der SPD - Zustimmung bei der CDU, bei den GRÜNEN, von Eva von Angern, die Linke, und von Ministerin Dr. Lydia Hüskens)