Dr. Katja Pähle (SPD): 

Vielen Dank, Frau Präsidentin. - Ehrlich gesagt: Für Selbstbekenntnisse ist es heute Abend ein bisschen spät. Von der Warte her gehe ich erst mal grundsätzlich davon aus, dass es hier im Landtag niemanden gibt, der die Qualität und den Wert des Vorlesens bestreitet. Das ist gut so.

(Zustimmung bei der SPD)

Und ich gehe auch davon aus, dass die diejenigen der Abgeordneten, die entweder kleine Kinder haben oder hatten, auch selbst wissen, dass das Vorlesen weit mehr ist als nur das Rezipieren einer aufgeschriebenen Geschichte. Vorlesen ist Interaktion, Vorlesen ist Stimmanpassung, leuchtende Augen, das Begeistern für Geschichten, das Weiterdenken.

Und gerade die Fraktion, die gerne so tut, als ob sie dann natürlich nur die richtigen Geschichten vorgelesen haben möchte, also Brüder Grimm im Original,

(Guido Heuer, CDU, lacht)

und die viele Sachen, die in den Kitas passieren, schon mal als ganz böses Teufelszeug bezeichnet, sollte sich hier tatsächlich nicht aufspielen. Denn Vorlesen   das wissen wir, wie gesagt, alle, und wir kennen es alle von zu Hause   hat einen Mehrwert, ohne Frage. Deshalb bin ich dankbar für den Alternativantrag und für die Bekräftigung.

Aber   da bin jetzt ein Stück weit beim Kollegen Gebhardt  , wenn Statista ausweist, dass 57 % der bundesdeutschen Bürgerinnen und Bürger zu Hause weniger als 50 Bücher haben,

(Guido Kosmehl, FDP: 50?)

weniger als 50, und man einmal schaut, wie viele denn davon Kinderbücher sind,

(Zuruf von der CDU)

dann wissen wir, dass unseren Bibliotheken eine ungeheure Bedeutung zukommt.

(Zuruf von Guido Kosmehl, FDP)

Denn dort können auch Familien, die wenig Einkommen haben und möglicherweise deshalb so wenig Bücher zu Hause stehen haben, ziemlich kostengünstig mit ihren Kindern   für Kinder ist das Angebot oftmals sogar kostenfrei   Bücher ausleihen. Auch über diesen Aspekt des Vorlesens in diesen öffentlichen Räumen müssen wir reden.

(Zustimmung bei der SPD)

Wir müssen helfen, sodass mit unserer Unterstützung, z. B. im Landeshaushalt, diese Bibliotheken

(Zustimmung bei der FDP)

ihr Angebot aufrechterhalten und erweitern können. Das hilft allen. Wenn wir dann mit der Verankerung im Programm „Bildung elementar“ die Grundfertigkeiten im Grundschulalter im 

(Zurufe von der CDU und von der FDP) 

Lesen, Rechnen, Schreiben und Zuhören tatsächlich gemeinsam auf den Weg bringen, dann bekommen wir das auch hin.

Vielleicht wird Sachsen-Anhalt dann tatsächlich wieder zu einem Leseland, zu einem Vorlese- und Leseland, in dem jeder auch im Erwachsenenalter mehr Zeit für das Lesen aufwendet. Denn, ganz ehrlich gesagt, ist die Angabe, dass ca. 30 % der Bundesbürger auch im Erwachsenenalter weniger als einmal im Monat zum Buch greifen - das ist die aktuelle Angabe -, erschreckend.

(Zuruf von Guido Kosmehl, FDP)

Lassen Sie uns gemeinsam etwas dafür tun, an dieser Stelle etwas nachzusteuern. - Herzlichen Dank.