Jörg Bernstein (FDP): 

Vielen Dank, Herr Präsident. - In dieser Woche war den Medien zu entnehmen, dass ein erfolgreiches Projekt des Deutschen Hotel und Gaststättenverbandes DEHOGA in einer Fachkräfteinitiative jetzt auch auf den gewerblich-technischen und den Handwerksbereich übertragen werden soll. Bei dem Projekt geht es darum, dass die Jugendlichen und jungen Erwachsenen bereits in Vietnam mit entsprechenden Sprachkenntnissen ausgestattet werden, damit sie hier leichter in eine Berufsausbildung kommen.

Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung: Welche Maßnahmen wurden bereits ergriffen, um Jugendliche und junge Erwachsene aus der Gruppe von Asylbewerbern, Kriegsflüchtlingen oder mit anderem Aufenthaltsstatus über die Möglichkeiten der deutschen Berufsausbildung zu informieren? Welche Maßnahmen gibt es, um gezielt aus berufsvorbereitenden Maßnahmen in eine reguläre Berufsausbildung überzuleiten? Welche Unterstützungsmaßnahmen gibt es für Ausbildungsbetriebe, speziell bei der Unterstützung beim Spracherwerb in der Ausbildung?

Ich weiß, das wäre jetzt eine Querschnittsaufgabe, aber     


Präsident Dr. Gunnar Schellenberger: 

Der Querschnitt führt direkt zum Wirtschaftsminister führt - oder zu Frau Grimm-Benne. - Bitte.


Petra Grimm-Benne (Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung): 

Herr Bernstein, Sie haben in den drei Fragen eine ganz wichtige Strategie des Landes beschrieben. Wir haben zusammen mit Sven Schulze im Jahr 2023, glaube ich, das sogenannte Kleeblatt vorgestellt, wie wir uns Fachkräftesicherung in unserem Land vorstellen.

Zum einen wollen wir die Initiative für die Anwerbung ausländischer junger Menschen - also das, was wir gerade besprochen haben - über die DEHOGA auszuweiten auch auf die gewerblich-technischen Berufe und auf das Handwerk. Dies ist der eine Strang.

Der andere Strang ist, dass diejenigen jungen Menschen, die schon hier bei uns sind, genauso eine gute Perspektive bekommen müssen. Wir wollen ihnen insbesondere bei den mittelständischen Unternehmen und im Handwerk sowohl hinsichtlich Ausbildung als auch hinsichtlich Arbeitsaufnahme Unterstützung geben. Deswegen wollen wir im Sozialministerium die Gesundheitsberufe, auch in der Ausbildung, und Sven Schulze will den gewerblich-technischen und den Handwerksbereich übernehmen. Daraus hat sich eine Arbeitseinteilung ergeben.

Für diejenigen, die schon hier sind, haben wir im Arbeitsministerium das Landesberufsorientierungsprogramm BRAFO. Wir haben im Augenblick 11 000 Schülerinnen und Schüler in diesem System, die die erste Berufsorientierung bekommen - auch gerade regionalisiert über diejenigen Unternehmen, die in der Region vor Ort sind. Dort haben die jungen Menschen insbesondere die Möglichkeit, Praktika etc. zu machen und sich über die duale Ausbildung zu informieren. Dort konnten wir nach Beginn des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine einen deutlichen Anstieg von etwa 1 000 Schülerinnen und Schülern verzeichnen.

Ich will Sie auf etwas aufmerksam machen, was ich jetzt leider nicht mit Zahlen unterlegen kann. Wir haben eine sogenannte KAUSA-Stelle; darüber können Sie sich einfach im Internet informieren. Diese KAUSA-Stelle wird vom BMBF finanziert. Sie gibt uns die Möglichkeit, insbesondere mit kleinen und mittelständischen Unternehmen eine Struktur zu schaffen, mit der das deutsche Berufsbildungssystem bekannt gemacht werden kann. Gerade in den Berufsschulen ist es ganz wichtig zu zeigen, was eine duale Ausbildung ist, und darüber auch zu informieren. Deshalb habe ich darüber auch mit Eva Feußner gesprochen. 

Am 5. November hat etwa eine Informationsveranstaltung zur dualen Ausbildung in Stendal im Berufsschulzentrum stattgefunden. Dort haben sich 25 Ukrainerinnen und Ukrainer über die duale Ausbildung informiert.

Das ist das, was wir ganz am Anfang machen.

Als Zweites haben Sie nach unseren Unterstützungsmaßnahmen und nach berufsvorbereitenden Maßnahmen gefragt. - Es wird in Zukunft einen Monitoringbericht über den Stand der Zuwanderungs- und Integrationsprozesse in Sachsen-Anhalt geben. 

Ganz am Anfang haben wir viele ausländische Schülerinnen und Schüler in die sogenannten Berufsvorbereitungsjahre geschickt, weil wir nicht wussten, was wir ansonsten mit denen machen sollten. Das waren im Schuljahr 2016/2017 noch 60 %. Im laufenden Schuljahr sind das nur noch 23,4 %. Alle anderen gehen jetzt schon in die normale duale Ausbildung und damit auch in die Berufsschule. Das ist für uns ein ganz wichtiger Punkt.

Ich selber kann Ihnen aus meinem Ressort sagen, dass wir ein Landesprogramm „Assistierte Pflegeausbildung“ aufgelegt haben. Dies haben wir - um auf Ihre dritte Frage zu kommen - auf teilnehmende Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund bzw. mit Fluchterfahrung ausgerichtet. Das ist ein Erfolgsmodell. Seit 2024 haben dort 131 junge Menschen eine integrierte Pflegeausbildung gemacht, die auch Sprachkurse umfasst. Denn Sprache ist der Türöffner für alles, was wir später machen können.

Wir haben auch sehr lange um die Unternehmen gerungen - das wissen Sie auch. Diese haben sich alle auf den Weg gemacht. Ich meine, dass die Agentur für Arbeit letztens in einem Bericht in der „Mitteldeutschen Zeitung“ zitiert worden ist, wonach ohne die Ausbildung von jungen ausländischen Menschen, die in der dualen Ausbildung sind, im Handwerk jetzt schon ganz viele Stellen unbesetzt blieben. Das gilt sowohl für diejenigen, die hinsichtlich ihrer Flüchtlingseigenschaft einen Bleibestatus haben, als auch in anderen Bereichen.

Ich bin dem Finanzminister zudem dankbar, dass wir nach langer Zeit endlich die sogenannten Job Buddys bekommen. Wellcome-Center und Job Buddys sind unser Teil des Kleeblatts in Bezug auf Anwerbung, Zuwanderung und Praktikum. Es ist Sven Schulzes Part, dass wir die Menschen jetzt in Interessensbekundungsverfahren geben können. Wir wollen diese bei den IHK, bei den Kammern, bei den Handwerkskammern ansiedeln, sodass wir im Frühjahr 2025, wenn der Haushalt beschlossen ist, dann auch die Job Buddys haben.

Ich habe das jetzt ein bisschen abgehackt gebracht, weil das eine ganze Fülle ist. 

Herr Bernstein, ich würde Ihnen gern anbieten, das - wir haben es letztens schon in unserem Ausschuss vorgetragen, auch zusammen mit Markus Behrens - ggf. im Wirtschaftsausschuss oder auch im Bildungsausschuss vorzutragen, weil es auch in Ihrer Region, in Dessau, klasse Beispiele für Berufsschulen, für das Handwerk und auch für mittelständische Unternehmen gibt, bei denen es sich lohnt, das im Land sichtbar zu machen. Deshalb bin ich für Ihre Fragen sehr dankbar. Das ist ein Angebot von mir. Wir würden das gern einmal vorstellen.

(Zustimmung bei der FDP)