Frank Otto Lizureck (AfD):
Vielen Dank. - Meine Frage geht an unseren Energieminister Prof. Dr. Willingmann. Sie haben sich mittels einer Pressemitteilung dazu geäußert, dass hier eine Wasserstofftrasse gebaut wird, haben sich sehr wohlwollend dazu geäußert. Meine Frage zielt darauf ab: Wird der Wasserstoff, der darüber transportiert wird, in unserem eigenen Land hergestellt oder wird der im Ausland hergestellt?
Ich habe Sie schon öfter aufgefordert, hier einmal einen Preis für die Kilowattstunde Wasserstoff zu nennen. Ich gebe zu bedenken: Ein Produkt wird erst marktfähig, wenn ein Bedarf dafür besteht. Der Bedarf ist nicht zuletzt durch einen Preis gekennzeichnet, der irgendwie annehmbar sein muss.
Dazu muss man sagen: Sollte dieses Wasserstoffnetz jetzt aufgebaut werden, um Wasserstoff aus fremden Regionen der Welt zu holen, dann können wir eindeutig feststellen, dass wir uns wieder in eine Abhängigkeit begeben, wie wir sie bei den vorhandenen Trassen haben. Wir werden wieder einem Preisdiktat unterliegen und irgendjemand kann uns wieder den Hahn zudrehen.
Mit importierten Dingen haben wir nicht so viel Glück. Ich möchte auf eine Studie hinweisen, eine Analyse des Methanforschers Robert W. Howarth von der Cornell University. Er hat das LNG, das aus Nordamerika nach Deutschland importiert wird, daraufhin untersucht, wie sich das umwelttechnisch verhält. Nach neuesten Studien ist dieser Vorgang um bis zu 274 % umweltschädlicher als die Energieerzeugung aus Steinkohle. Ich sage einmal: Es ist mit Sicherheit auch viel, viel schädlicher als unsere heimische Braunkohle, mit der wir hier auch Energie produziert haben.
Präsident Dr. Gunnar Schellenberger:
Jetzt sind die zwei Minuten um. Formulieren Sie einen Schlusssatz, dann passt es.
Frank Otto Lizureck (AfD):
Ja. - Nach meiner Meinung würde es viel mehr Sinn ergeben, in unserem Land wieder mit Kernenergie Strom herzustellen.
(Oh! bei den GRÜNEN)
Erst einmal hätten wir die Wertschöpfung hier im Land und
Präsident Dr. Gunnar Schellenberger:
Danke, jetzt - -
Frank Otto Lizureck (AfD):
es wäre für die nächsten 100 Jahre Energie bereits vorhanden.
Präsident Dr. Gunnar Schellenberger:
Ihre Frage ist, glaube ich, angekommen. Sie haben zwei Minuten, um eine Frage zu stellen; diese sind schon eine ganze Weile vorbei. Ich bin da immer großzügig. - Bitte, Herr Willingmann.
Prof. Dr. Armin Willingmann (Minister für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt):
Vielen Dank, Herr Lizureck. Zur Atomkraft diskutieren wir, glaube ich, heute Nachmittag noch, wenn Sie die Tagesordnung bis dahin schon verfolgt haben. Ich werde das also an dieser Stelle weglassen.
Die Studie, die Sie gerade erwähnt haben, kenne ich nicht, aber ich will mich dazu gern schlaumachen.
Zum Wasserstoffpreis habe ich Ihnen schon einmal gesagt, dass wir keinen staatlich festgesetzten Preis haben. Deshalb gibt es von mir an dieser Stelle auch keine Auskunft dazu.
Jetzt aber zu der Frage, was denn dieses Wasserstoffnetz transportieren soll. Da Sie als Freunde seliger Versorgung mit Energieträgern aus Russland
(Lachen und Beifall bei der CDU)
gerade infrage gestellt haben, dass wir keine guten Erfahrungen gemacht haben, sage ich Ihnen erstens: 70 Jahre lang haben wir ziemlich gute Erfahrungen damit gemacht; das muss man an dieser Stelle einmal mühelos betonen. Dass Herr Putin jetzt auf einmal der Ansicht ist, etwas, das selbst im Kalten Krieg funktioniert hat, nämlich die ununterbrochene Gasversorgung, abzustellen,
(Zuruf von der AfD)
ist eher eine geopolitische Entwicklung der aktuellen Zeit, nicht so sehr Folge der Fremdbelieferung.
Zweitens. Deutschland, die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt, war und ist immer auf Energieimporte angewiesen gewesen. Wir werden das auch weiterhin sein. Wir werden allerdings auch in einen Austausch eintreten. Das kennen Sie doch: Beim Gas war unsere Abhängigkeit bei 60 %, 70 %, 80 %. Selbst produzieren können wir es so gut wie gar nicht.
Beim Wasserstoff gehen wir im Moment davon aus das sind auch die Zahlen, die bei der Veröffentlichung des Wasserstoffkernnetzes von Bundesminister Habeck genannt wurden , dass wir etwa 30 % bis 50 % selbst erzeugen können. Den Rest werden wir tatsächlich importieren müssen. Es ist absehbar, dass dafür, da es sich vorzugsweise um grünen Wasserstoff handelt, tatsächlich Lieferbeziehungen zu Ländern entstehen müssen, in denen man sehr viel leichter grünen Wasserstoff herstellen kann. Auch dazu ist bereits hinreichend kommuniziert worden.
Um Ihre Frage zu beantworten: Dieses Wasserstoffkernnetz wird um in Ihrer Terminologie zu bleiben eigenen Wasserstoff und fremden Wasserstoff enthalten. Aber am Ende wird es unsere Industrie nicht interessieren, woher der Wasserstoff kommt, sondern nur, dass er da ist, um die Versorgung sicherzustellen. Das wollen wir mit dem Wasserstoffkernnetz. - Vielen Dank.
(Zustimmung)
Präsident Dr. Gunnar Schellenberger:
Danke. - Es gibt eine Nachfrage von Herrn Lizureck.
Frank Otto Lizureck (AfD):
Herr Willingmann, dann sollten Sie sich einmal mit Ihrem Amtskollegen Herrn Schulze unterhalten. Er hat im November in der Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und Tourismus gesagt, dass es in Deutschland kein tragfähiges Geschäftsmodell gibt, Wasserstoff zu den entsprechenden Preisen zu produzieren. Vielleicht wäre dazu ein Austausch angebracht.
Zum anderen muss ich Ihnen sagen: Die 20 führenden Industrienationen haben sich in Dubai dazu bekannt, auf Kernenergie zu setzen, doch wir gehen wieder einmal einen eigenen Weg. Ich möchte daran erinnern, dass wir hier bei uns im Land Energiereserven für die nächsten 100 Jahre haben. Das ist der Atommüll, den Sie hier einfach für die nächsten Generationen stehen lassen. Wenn wir den aufarbeiten und nutzen, ist er danach nicht einmal mehr Sondermüll. - Danke.
(Sebastian Striegel, GRÜNE: Mit welcher Technik denn? - Zurufe von der AfD)
Präsident Dr. Gunnar Schellenberger:
Bitte, Herr Willingmann.
Prof. Dr. Armin Willingmann (Minister für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt):
Herr Lizureck, ich habe Verständnis dafür, dass Sie sich für die Debatte heute Nachmittag warmlaufen möchten. Was das allerdings mit Wasserstoff zu tun hat, erschließt sich einem nicht sofort.
(Lachen und Zustimmung bei der SPD und bei der CDU)
Aber wir haben heute Nachmittag Gelegenheit, darüber zu reden; dann können wir vielleicht neu sortieren, was Sie gerade erzählt haben.
Frank Otto Lizureck (AfD):
Mit Kernenergie kann man Wasserstoff herstellen, das sollten Sie als Energieminister wissen.
(Unruhe)
Präsident Dr. Gunnar Schellenberger:
Stopp! Stopp jetzt! Es ist gut!
Prof. Dr. Armin Willingmann (Minister für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt):
Natürlich, selbstverständlich.