Eva Feußner (Ministerin für Bildung):
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist schon spät am Abend, aber lassen Sie mich noch einige Worte zu dem Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sagen.
Dass Seiteneinsteigende für die Bekämpfung des Lehrermangels und die Absicherung des Unterrichtes an den Schulen unseres Landes unverzichtbar sind, steht hier, glaube ich, außer Frage. Umso wichtiger ist es, sie für Schule fit zu machen und sie auch zu qualifizieren. Dieser Aufgabe stellen wir uns als Ministerium. So bieten wir seit 2019 universitäre berufsbegleitende Weiterbildungskurse für Absolventinnen und Absolventen mit Masterabschlüssen zur Erlangung eines Unterrichtsfaches für Lehrkräfte im Seiteneinstieg an. Seit 2020 erfolgt das in Kooperation mit den beiden Universitäten des Landes.
Aktuell gibt es Angebote für sechs Zertifikatskurse. Dabei haben wir uns natürlich bedarfsgerecht auf die Kernfächer fokussiert. Nach einem erfolgreichen Abschluss eines solchen Studienganges kann bei Erfüllung aller übrigen Voraussetzungen eine Bewerbung für den Vorbereitungsdienst erfolgen und langfristig auch das Zweite Staatsexamen erworben werden.
Die berufsbegleitenden universitären Zertifikatskurse stehen nachrangig auch Studienabsolventen ohne Masterabschlüsse offen, sofern diese in einem unbefristeten Beschäftigungsverhältnis, natürlich nach TV-L, tätig sind und diese Kurse persönlich zur Qualifizierung nutzen möchten.
Seiteneinsteigende Lehrkräfte mit Bachelorabschluss ohne Fach erhalten bereits nach einem Beschäftigungsjahr und einer erfolgreichen Bewährungsfeststellung eine Entfristung mit der Auflage, eine auf dem Bachelorniveau aufbauende Qualifizierung in einem Unterrichtsfach der Sekundarschule zu absolvieren und erfolgreich abzuschließen.
Die Konzeption dieser Qualifizierung befindet sich aktuell in der Umsetzungsphase. Der Kursbeginn ist für Herbst 2023 geplant. Die Universitäten bieten Seiteneinsteigenden mit einem akademischen Abschluss Zugang zu Qualifizierung. Die Weiterbildung von Lehrkräften im Seiteneinstieg ohne akademischen Abschluss, die nicht auf einen Lehramtsabschluss zielt, erfolgt durch das LISA.
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Dass die Weiterbildung der tarifvertraglichen Entgeltregelungen in der Verantwortung der Tarifparteien liegt, ist Ihnen allen bekannt und nichts Neues. Das trifft auch für die Eingruppierung der Seiteneinsteigenden zu. Dazu habe ich gestern schon einmal eine kurze Ausführung gemacht. Möglichkeiten der Einflussnahme bestehen nur im Gesamtzusammenhang aller Mitglieder. Eine Abkehr vom tarifrechtlichen Grundprinzip der Eingruppierung nach Tätigkeit und formaler Qualifikation sowie der Einstufung nach der Berufserfahrung, die durch Anerkennung von Berufserfahrung durch die Eingruppierung erfolgen könnte, würde oder sollte, wäre aus meiner Sicht sehr, sehr wünschenswert.
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Auch das Mentoring, das Sie explizit angesprochen haben, haben wir im Blick. Lehrkräfte, die aufgrund des Erreichens einer Altersgrenze nicht mehr aktiv im Schuldienst tätig sind, werden bereits seit Anfang des Schuljahres 2020/2021 gebeten, Seiteneinsteigende im ersten Jahr ihres Einsatzes an der Schule begleitend und unterstützend in Anlehnung an eine Mentorentätigkeit zur Seite zu stehen. Durch mein persönliches Anschreiben sowie durch das Versenden einer Broschüre an die Ruheständler zu deren Einsatz- und zu deren Verdienstmöglichkeiten werden ehemalige Lehrkräfte aktiviert, die sich bereits im Ruhestand befinden.
Mit dem Übertragen von mentorenähnlichen Tätigkeiten übernehmen Lehrkräfte im Ruhestand die Rolle von Ratgebern, die mit ihrer Erfahrung, ihrer Führungskompetenz und ihrem Wissen die Entwicklung von Seiteneinsteigenden fördern.
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Alle Seiteneinsteigenden sind wertvolle Mitglieder der Schulkollektive.
(Zustimmung bei der CDU, bei der SPD und bei den GRÜNEN)
Ihre beruflichen Erfahrungen bereichern unsere Schulen. Wir werden sie auch weiterhin mit einer Vielzahl von Maßnahmen begleiten und auch unterstützen. - Vielen Dank.
(Zustimmung bei der CDU, bei der SPD und von Susan Sziborra-Seidlitz, GRÜNE)