Kathrin Tarricone (FDP):

Danke schön. - Meine Frage richtet sich an Minister Schulze. In den Medien gab es vor Kurzem mehrere Berichte, die sich mit dem sogenannten Wald-Wild-Konflikt auseinandergesetzt haben.

Der Tenor war: Waldumbau und Aufforstung gelingen in Sachsen-Anhalt nur unzureichend. Warum? - Weil das Wild die jungen Bäumchen verbeißt. Die erste Reaktion und einfache Lösung in der Presse war: Es gibt zu viel Wild, also müssen wir mehr Wild abschießen.

Nun gab es aber weitere Reaktionen, die auch darauf abzielten, dass sich das Wild auch anders verhält, dass es nicht einfach per se mehr Wild gibt, sondern dass sich das Wild, Rotwild und Rehwild, konzentriert, und das leider auch in den Bereichen, in denen Aufforstungen erfolgt sind. Und das tut es aus bestimmten Gründen. Wir haben nämlich wieder große Prädatoren bei uns.

Jetzt ist meine Frage an Minister Schulze: Gibt es eine einfache Lösung oder eben nicht? Gibt es eine differenzierte Lösung und, wenn ja, wie sieht diese aus Ihrer Sicht aus?


Sven Schulze (Minister für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten): 

Guten Morgen, liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Ich danke für die Frage. Es ist tatsächlich so, dass diesbezüglich gefühlt in den letzten Tagen ein gewisser Konflikt entstanden ist. Dieser war aber im Wesentlichen in den Medien zu lesen und existiert so nicht, zumindest nicht bei der Zusammenarbeit zwischen den genannten Institutionen und meinem Haus bzw. schon gar nicht mit mir.

Im Übrigen ist diese Frage für mich nicht neu. Ich habe in der vergangenen Woche auf der Agrarministerkonferenz in Erfurt die Möglichkeit gehabt, mit Kolleginnen und Kollegen verschiedener Parteifarben auch darüber zu diskutieren, wie es in ihren Regionen, in ihren Bundesländern aussieht. Sie haben genau dasselbe Thema.

Das heißt, es ist natürlich eine Herausforderung. Auf der einen Seite steht die Wiederaufforstung im Wesentlichen mit Laubbäumen - die Eiche sei genannt -, und auf der anderen Seite steht das Reh, das jede junge Eiche findet. Das ist einfach so. Dementsprechend haben wir natürlich auch Vorsorge getroffen. Das heißt: Umzäunung und, und, und. Das ist sehr aufwendig. 

In dem Zusammenhang spielt natürlich auch die Jagd eine Rolle. Ich will auch einmal sagen, dass es nicht so ist, dass man nur Sachsen-Anhalt betrachten und pauschal sagen kann, dass wir jetzt überall - ich sage es einmal so - andere Zahlen zugrunde legen oder andere Vorgaben machen müssen, sondern wir müssen uns das sehr genau angucken. Das mache ich bspw. mit dem Landesjagdverband, aber auch mit dem Waldbesitzerverband. Mit beiden habe ich in den letzten Tagen in verschiedenen Funktionen mit verschiedenen Funktionsträgern auch gesprochen. Im Übrigen habe ich auch beide jetzt zu einem gemeinsamen Gespräch eingeladen, damit ich das machen kann, was ich bei solchen Fällen immer mache: Man setzt sich an einen Tisch und findet eine Lösung.

(Ulrich Siegmund, AfD, lacht)

Das zweite Thema, das angesprochen wurde, ist der Wolf. Sie kennen meine Meinung zum Thema Wolf. Es gibt entsprechende Statistiken dazu, die unterschiedliche Dinge aussagen und die man auch unterschiedlich interpretieren kann. Ich habe mir jetzt eine Statistik, die in den letzten Tagen, ich meine, Anfang dieser Woche, zu lesen war, einmal genauer angeschaut. Es ging darin um die Meldungen zu der Frage: Wie oft hat man einen Wolf gesehen? Es sind so um die 5 000 Sichtungen im Zeitraum 2022 bis 2023 gewesen. Das sagt jetzt nicht unbedingt viel aus, es sei denn, man vergleicht das einmal mit der Zahl der Sichtungen in den Jahren zuvor.

Die Zahlen bezüglich der Sichtungen habe ich mir einmal angeschaut. Dabei habe ich festgestellt, dass im Zeitraum von 2016 bis 2017 ungefähr 2 200 Sichtungen bestätigt worden sind. Jetzt gehe ich einmal zwei Jahre weiter zu dem Zeitraum 2018 bis 2019 bzw. zum Zeitraum 2019 bis 2020. Damals waren wir schon bei 3 500 Sichtungen. Im Jahr 2021 gab es 4 500 Sichtungen und jetzt sind wir bei 5 000 Sichtungen. Das heißt, das ist eine Statistik, die nicht zu widerlegen ist und die etwas ganz Klares aussagt, nämlich dass es mehr Wölfe gibt. Und der Wolf - das ist klar; das kann auch jeder nachvollziehen, selbst jemand, der nicht Jäger ist - verändert das Verhalten des Wildes.

(Zustimmung von Guido Kosmehl, FDP)

Dieses Verhalten sorgt am Ende auch dafür, dass es größere Herausforderungen in der Jägerschaft gibt. Das zeigt, dass das, was die Jäger gesagt haben, richtig ist, nämlich dass der Wolf am Ende dafür sorgt, dass sie für ihr Bejagungsverhalten bzw. für die Sichtung der Tiere in Sachsen-Anhalt eine andere Situation vorfinden als vielleicht noch vor zehn, 15 oder 20 Jahren.

Klar ist: Wir haben Herausforderungen. Klar ist - darauf können sich die Jäger verlassen -, dass ich den Weg, den ich gehe, weitergehen werde. 

Ich wurde gefragt: Was wird denn eigentlich angesichts der Aussagen, die wir jetzt aus der Jägerschaft hören, mit der Abschussprämie für Schwarzwild? - Diese wird es natürlich weiterhin geben – definitiv! Warum? - Es geht um die ASP-Bekämpfung. Darauf haben wir uns verständigt. Die Afrikanische Schweinepest ist eine große Herausforderung. Das müssen wir machen. Entsprechende Mittel stehen bei mir im Haushalt. Trotz aller Kürzungen, die wir wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Doppelhaushalt, den wir gerade aufstellen, angehen müssen, werde ich an diese Schwarzwildprämie nicht herangehen.

(Zustimmung von Andreas Silbersack, FDP, von Guido Kosmehl, FDP, und von Olaf Feuerborn, CDU)

So kann man das entsprechend weiter durchdeklinieren. Wir haben in dem Bereich eine gute Zusammenarbeit. Ich danke für die Frage. Wir sollten aber am Ende des Tages wissen, dass nicht alles so heiß gegessen wird, wie es manchmal gekocht wird. - Vielen Dank.