Wulf Gallert (DIE LINKE): 

Herr Silbersack, lassen Sie mir die Bemerkung einmal durchgehen: Dass die FDP jetzt zur Revolutionspartei wird und die SPD ob ihrer Mitgliederzahlen aufzieht, ist mutig. 

(Lachen und Zustimmung bei der LINKEN - Lachen bei der SPD und bei der FDP)

Das ist für einen FDP-Fraktionsvorsitzenden mutig. Das muss ich sagen. 

(Guido Kosmehl, FDP: Ziele!)

Die Dinge sind möglicherweise nicht unbedingt für jeden als dramatische Aufgabe sofort auffällig. Wo gibt es solche Läden? - Wir haben es gehört: In Wörlitz gibt es solche Läden. Jetzt können wir darüber diskutieren, ob es ein politisches Problem ist, wie wir damit am Sonntag umgehen. 

Wir sollten uns damit aber genauer auseinandersetzen. Deswegen sind wir ausdrücklich für eine Ausschussüberweisung; denn wenn man sich anguckt, wie sich die gesellschaftliche Entwicklung in solchen Servicebereichen darstellt, dann stellt man fest, Einrichtungen, die mit immer weniger oder keinem Personal auskommen, sind ausdrücklich im Trend. 

Das bedeutet, wir reden hierbei nicht nur über ein Genossenschaftsmodell, mit dem wir möglicherweise in bestimmten Orten mit 300 Mitgliedern solche Dinge umsetzen können, sondern wir reden möglicherweise über Konzepte, die große Lebensmittelkonzerne, wie Rewe, schon umsetzen und die wir möglicherweise im großen Maßstab und flächendeckend bekommen werden. Das scheint mir zumindest eine Möglichkeit zu sein. Darüber müssen wir uns unterhalten. 

Auch wir glauben, dass wir für solche Debatte im Interesse der Entwicklung des ländlichen Raumes - ähnliche Fragen stellen sich im Zusammenhang mit dem automatisierten Fahren von Schulbussen - für die Zukunft ausdrücklich aufgeschlossen sein müssen. 

Bei solchen Dingen geht es tatsächlich nicht in allererster Linie - das ist schon gesagt worden - um Sonntage, sondern es geht um die Frage, wie sich solche Strukturen in Zukunft bei uns entwickeln können, um die Lebensqualität im ländlichen Raum zu erhalten, ohne dass wir jeden Tag 30 km durch die Gegend laufen müssen. 

(Beifall bei der LINKEN)

Hierbei geht es nicht nur um Rentnerinnen und Rentner, sondern auch darum, dass wir einen immer größer werdenden Anteil an Arbeitsplätzen im Bereich Homeoffice haben, also um Leute, die möglicherweise im Elb-Havel-Winkel, bspw. in Kamern oder Schollene, leben, für eine Berliner Firma arbeiten, aber eben nicht unbedingt von ihrem Dorf jedes Mal nach Rathenow oder Stendal fahren wollen. 

In diese Richtung - das ist eine Perspektive - entwickelt sich unsere Gesellschaft. 

Jetzt gebe ich aber trotzdem zu - wir scheinen die einzigen zu sein, die das getan haben  , dass wir darüber natürlich auch mit Ver.di konferiert haben und gefragt haben, wie sie das sehen. Nun ja, dort ist die Begeisterung nicht so ausgeprägt, um es einmal deutlich zu sagen. Sie sagen, die These, dass dafür am Sonntag kein Personal notwendig ist, ist eine mutige, wenn man sich ansieht, wie die Dinge in der Realität umgesetzt werden sollen. 

All diese Dinge abzuwägen und ein bisschen in die Zukunft zu gucken, welche Quantitäten wir an dieser Stelle vielleicht auch mit günstigen Faktoren erreichen können, ist eine gute Behandlung im Ausschuss wert. Deswegen bedanke ich mich für den Antrag. Wir stimmen der Überweisung zu. - Danke.