Tagesordnungspunkt 24

Beratung

Klimaschutz und Klimaanpassung im Sport

Antrag Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Drs. 8/3864


Der Einbringer ist Herr Striegel. - Bitte.


Sebastian Striegel (GRÜNE): 

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Präsident! Auch ganz ohne Schnee erfreuen sich in Sachsen-Anhalt viele Nachwuchssportler*innen am Skispringen. Kunststoffmatten auf den Sprungschanzen machen den Wintersport sogar im Sommer möglich. Kaum ein Sport hat also eine so erfolgreiche Anpassung an die klimatischen Bedingungen vollzogen wie die Skispringerinnen und Skispringer. Besichtigen kann man das z. B. im Rothenburg im Saalekreis.

Der voranschreitende Klimawandel führt aber nicht nur im Mittel zu selteneren Minustemperaturen oder einem Weniger an Schneefall, sondern eben auch zu Starkwetterereignissen und zu deutlich steigenden Durchschnittstemperaturen. Es vergeht keine Woche, in der nicht über Extremwetterereignisse irgendwo auf der Erde berichtet wird. 

Ein Negativereignis jagt das nächste. All das bestätigt die Prognosen der Klimaforscher*innen und straft alle Leugner*innen der Klimakrise Lügen.

(Jörg Bernstein, FDP: Aber nur die Leugner*innen!)

Wir haben in diesen Tagen den Bericht der Weltwetterorganisation zu lesen bekommen. Die Lage ist dramatisch. In Sachen Klimakrise gibt es nichts zu beschönigen. Sie betrifft uns alle und die Erderhitzung betrifft uns auch in allen Politikfeldern.

(Zustimmung von Cornelia Lüddemann, GRÜNE, und von Olaf Meister, GRÜNE)

Wir sind aber nicht chancenlos. Der Bericht der Bundesregierung hat gerade aufgezeigt, dass bei der Fortführung der begonnenen Anstrengungen unsere CO2-Reduktionsziele für Deutschland erreichbar sind.

(Zuruf von Dr. Jan Moldenhauer, AfD)

Das gibt uns Mut, bei der landesweiten Transformation weiterzugehen, Erneuerbare auszubauen, 

(Zuruf von Dr. Jan Moldenhauer, AfD)

weitere Kraftanstrengungen hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft zu unternehmen und einfach Bock auf diesen grünen Aufbruch zu bekommen.

(Zustimmung von Dorothea Frederking, GRÜNE)

Politik wird die einzelnen Aktivitäten nicht bis ins kleinste Detail regeln können. Daher ist es zentral, dass wir in allen gesellschaftlichen Bereichen Menschen dafür begeistern können, in ihrem Umfeld zu Klimaschützerinnen und Klimaschützern zu werden. Das kann das Land am besten, indem es Anreize setzt und Aktivitäten in diesen Bereichen zulässt.

In unserem Antrag heute geht es um den organisierten Sport. Denn der Sport ist besonders von der Erderhitzung betroffen. Beim Sport bewegt man sich, ist oftmals draußen an der frischen Luft. Sich Gedanken darüber zu machen, wie viele CO2-Emissionen der Bereich Sport verbreitet, scheint zunächst nicht das Naheliegende.

Sport, Sportlerinnen und Sportler aber werden durch die Erderhitzung nicht nur beeinträchtigt. Akteure im Sport sind eben auch Emittentinnen und Emittenten. Sport nutzt oft noch fossile Energien. Sport findet in noch nicht effizient gedämmten Sportstätten statt. Sportevents haben zum Teil selbst einen hohen Ressourcenverbrauch und erzeugen oft große Abfallmengen. Fehlende Anbindungen an den öffentlichen Nahverkehr und fehlende Mobilitätskonzepte führen zu nicht nachhaltigen Mobilitätsangeboten.

In der durch die Ampel in Berlin abgewendeten Energiekrise nach Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine haben wir alle vor dem Hintergrund der massiv gestiegenen Gas- und Strompreise schmerzhaft mitbekommen, in welch schlechtem bauenergetischen Zustand sich unsere Sporthallen im Land befinden. Das hat zu massiven finanziellen Belastungen der Kommunen und der Sportvereine geführt. Wir müssen auch aus finanziellen Gründen schleunigst die notwendigen energetischen Sanierungen vornehmen.

Aber es sind eben nicht nur energetische Sanierungen. Auch während lang anhaltender Hitzeperioden müssen Sportanlagen weiterhin nutzbar sein und brauchen ggf. gebäudetechnische Anpassungen an die neuen Klimabedingungen. Gute Erfahrung haben andere Bundesländer mit kostenfreien Beratungsangeboten in diesem Feld gemacht, und diese - das ist jedenfalls unsere Einschätzung - sollte es auch in Sachsen-Anhalt geben.

Bei den Ökochecks können sich Vereine über den energetischen Zustand ihrer Sportanlagen kundig machen und energetische Sanierungsmaßnahmen identifizieren. Das mag bei einfachen Mitteln und kleinen Lösungen mit großer Wirkung anfangen, z. B. einer Heizungsoptimierung, und bis zu Dachbegrünungen bei großen Sanierungsmaßnahmen gehen. Weiterhin können sie sich auch zu ressourcenschonenden und klimaneutralen Sportgeräten und Anlagen informieren.

Sinnvoll erachten wir daher auch, den energetischen Zustand und die Maßnahmen in das bereits bestehende und vorbildliche Tool des Sportatlas zu integrieren. Hiermit können Sportvereine und Kommunen voneinander lernen und in einen sportlichen Wettbewerb um bessere Klimaschutzmaßnahmen treten.

Auch die Klimaanpassung spielt für Sportler und Sportlerinnen wie auch für Sportstättenbetreiber eine zunehmend wichtige Rolle. Denken wir z. B. an den Sportplatz von HSG Union Hohenweiden, der mit der markigen Botschaft „Schotter für Schotter“ versuchte, seine Eigenleistung für die Höherlegung seines neuen Sportplatzes im Hochwasserschutzgebiet zusammenzubekommen.

Überschwemmungen sind auch für den Sport ein zunehmendes Problem in Sachsen-Anhalt, genauso wie lang anhaltende Dürre, Hitzeperioden oder Starkregenereignisse. Dies erfordert auch beim Bau und bei der Unterhaltung der Sportanlagen ein Umdenken und einen Informationsaustausch über neue Konzepte.

Wir wollen daher auch mit regulatorischen Anpassungen Projekte fördern, die aus den Vereinen oder dem Landessportbund kommen und sich mit möglichen neuen klimaneutralen oder klimaangepassten Konzepten der Mobilität, der Gestaltung und der Unterhaltung von Außenanlagen, wie Fragen des Rasensprengens oder der Beschattung, sowie Konzepten zur Anpassung von Trainingskonzepten und -zeiten beschäftigen. Auch Sportanlagen selbst können Teil der Bemühungen sein, z. B. Schwammstadt zu werden.

Andere Bundesländer haben im Rahmen von Projekten, bspw. „Klimasport“ in Schleswig-Holstein, gute Erfahrungen mit Aufklärungs- und Informationskampagnen gemacht. Der Sport ist ein Feld, auf dem wir viele Menschen begeistern können, etwas für den Klimaschutz und die Umwelt zu tun. Auch hier sollten wir Projekte direkt aus den Sportvereinen stärken und Menschen ermuntern, die bislang ungenutzten Flächen auf den Anlagen naturnah und ökologisch einzurichten. Stimmen Sie daher unserem Antrag für Klimaschutz und Klimaanpassung im Sport zu. - Vielen herzlichen Dank.